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Schock in der heilen Ponyhof-Welt: „Waldviertelmorde“

PR-Frau Walli Winzer mischt die Waldviertel-Provinz gehörig auf

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Eine PR-Frau, ein Journalist und brutale Morde anstelle von idyllischem Landleben: Der Blick auf den Klappentext des Krimis „Waldviertelmorde“ hat mich auf Anhieb angesprochen. Wen wundert’s, bin ich doch in der PR tätig und gelernte Redakteurin – wenn in meinem verschnarchten Dörfchen plötzchen Morde passierten, ich wäre auch sofort mit Feuereifer auf Recherchetour… Autorin Maria C. Publig schickt in „Waldviertelmorde“ die Wiener PR-Frau Walli Winzer ins malerische Waldviertel. Die viel beschäftige Societylady steht kurz vor dem Burnout und braucht dringend Ruhe. Dass sie in ihrem alten Schulhaus ganz und gar nicht entspannen kann, wird schnell klar… Walli Winzer hat die Faxen dicke: Sie möchte ihr Leben nicht mehr damit verbringen, hektisch von Termin zu Termin zu rennen und ihr Leben für ihre PR-Agentur zu opfern. Bevor sie komplett zusammenklappt, steigt sie aus. Und zieht in ein altes Schulhaus in Großlichten im beschaulichen und garantiert nicht hektischen Waldviertel. Dort lebt auch ihre Freundin Lena samt Familie – Anschluss hat Walli in dem Dorf schon einmal. Mit ins Haus zieht auch ein vierbeiniger Mitbewohner ein: Kater Filou.

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Mit ihrer mondänen Erscheinung, der weiblichen Figur, die sie gerne in Szene setzt, in schicken Designerklamotten und stets perfekt geschminktfällt Walli in ihrer neuen Umgebung natürlich völlig aus dem Rahmen. Die Dorfbewohner tuscheln und beäugen die Wienerin mehr als skeptisch. Nicht wenige Frauen befürchten sogar, die „Neue“ könnte den treuen Ehemann zum Ehebrecher werden lassen. Tatsächlich ist Walli Winzer zum Flirten aufgelegt und macht auch schnell ein Date mit dem attraktiven Tierarzt klar. Dumm nur, dass ausgerechnet sie die Letzte sein wird, die den Frauenhelden lebend gesehen hat. Der Tierarzt erscheint nämlich nicht zur Verabredung, sondern wird ermordet aufgefunden…

Im Waldviertel tun sich Abgründe auf

Jetzt gerät Walli auch noch ins Visier der Mordermittlungen – und findet, es wird höchste Zeit, eigene Recherchen anzustellen und die Hintergründe für den Mord in Erfahrung zu bringen. Gemeinsam mit dem Journalisten Harry geht sie auf die Suche. Dabei finden die beiden heraus, dass sich vor allem rund um den Reiterhof echte Abgründe auftun. Intrigen, unseriöse Geldgeschäfte, Lohndumping und Ausbeutung rumänischer Hilfsarbeiter tauchen ebenso auf wie plötzliche Koliken, tote Pferde, unsaubere Trainingsmethoden von Springpferden und Eifersüchteleien unter den Reiterinnen. Vom ruhigen Landleben ist für Walli plötzlich nichts mehr zu spüren – und die PR-Frau landet mehr als einmal in einer brenzligen Situation…

„Waldviertelmorde“ ist ein unterhaltsamer Regionalkrimi, der sich mit den Eigenheiten der Waldviertler beschäftigt und durch die eine oder andere sehr skurrile Situation für ein Schmunzeln beim Leser sorgt. Sehr erfrischend ist die Idee von Autorin Publig, keinen klassischen Ermittler auf Spurensuche zu schicken, sondern PR-Frau Walli. Natürlich ist auch die Polizei mit von der Partie, aber Walli ist die Frau an der Spitze. Ich habe „Waldviertelmorde“ im Urlaub gelesen und finde, der erste Fall der Wiener Lady macht Spaß und eindeutig Lust auf mehr. Vor allem, weil sich für Walli vielleicht doch noch mehr als ein Flirt ergeben könnte…

Randbemerkung: Der Schreibstil von Maria C. Publig hat mir sehr gut gefallen, nur mit einer Kleinigkeit hatte ich echte Probleme. Die Autorin gendert konsequent, was ich so in Belletristik noch nie gelesen habe. Wenn von Waldviertler/innen die Rede ist, empfinde ich persönlich das als sehr sperrig und störend für den Lesefluss. Aber ich lege auch allgemein keinen Wert darauf, explizit als Leserin oder Kundin angesprochen zu werden, die männliche Form als allgemeine Anrede ist für mich völlig in Ordnung und keinesfalls eine Form der Diskriminierung. Aber das kann und soll gerne jede/r für sich selbst entscheiden…

Mein Fazit: Wer auf der Suche nach unterhaltsamer Urlaubslektüre ist und einen Krimi abseits der klassischen Ermittlungsmuster sucht, findet mit „Waldviertelmorde“ genau das Richtige. Flüssig geschrieben, spannende Handlung und außergewöhnliche Charaktere – Spaß hat’s gemacht!

Maria Publig: „Waldviertelmorde“,Gmeiner Verlag, 310 Seiten, ISBN 978-3-8392-2273-7, 14 Euro (Paperback), 10,99 Euro (eBook)

 

 

 

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