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Privatdetektiv Willi Hübner gibt Gas: „Tote spielen kein Klavier“

Ein babyblauer Trenchcoat, eine Vermisste und finstere Gestalten

Im Amsterdam-Krimi „Tote spielen kein Klavier“ bringt Autor Kees van Kikkerland seinen Privatdetektiv Willi Hübner nicht nur einmal in brenzlige Situationen. Sein Job: Die verschwundene Studentin Ameli finden, die von ihrer Mutter als vermisst gemeldet wurde… krimiundkeks wagt heute mal den Sprung über die Grenze und macht einen Ausflug in die Niederlande. Genauer gesagt: in die Unterwelt von Amsterdam. Dort wartet nämlich ein kniffeliger Fall auf Privatdetektiv Willi Hübner. Der deutsche Ex-Polizist verdient seine Brötchen jetzt mehr oder weniger erfolgreich in der Stadt der vielen Grachten.

In seinem babyblauen Trenchoat radelt er durch die Straßen und schon bald wird klar: Dieser Willi ist ein echt schräger Vogel. Er lebt auf einem Hausboot, das er mit Herr von Bödefeld, seinem flauschigen sibirischen Waldkater (so einen haben meine Nachbarn übrigens auch…) teilt. Die elegante Dame mit Chauffeur, die eines Tages vor seiner Tür steht, will nicht so recht in die Umgebung passen. Es ist Frau Lorenz, die ihre Tochter Ameli vermisst und Willi dringend um Hilfe bittet. Er soll sie finden.

Willis Spürsinn ist geweckt und er streckt seine Fühler in alle Richtungen aus. Sein Kumpel Kommissar Jesper van Ness würde ihm gerne helfen und einige Informationen stecken, doch scheinbar rückt der Polizeipräsident die Akte Ameli nicht heraus. Ein paar Tipps bekommt Willi dennoch und obwohl van Ness im dringend rät, die Finger von dem Vermisstenfall zu lassen, ermittelt Willi weiter.

Hat Amelis Ex-Freund Phil etwas mit dem Verschwinden der Studentin zu tun? Was weiß der schnöselige Direktor des Pianola-Museums? Angeblich soll er ja ein Verhältnis mit der 25-Jährigen haben. Je tiefer Willi die Nase in den Fall steckt, desto mehr Turbulenzen kommen auf ihn zu. So wird er übelst verprügelt und fühlt sich beobachtet. Zu allem Überfluss taucht auch noch sein 18-jähriger Sohn im Hausboot auf – Tommy will endlich seinen Vater kennenlernen, was Willi vollkommen überfordert.

Am Ende kommt alles anders und die Lösung des Falls war zumindest für mich doch sehr überraschend.

„Tote spielen kein Klavier“ ist unterhaltsam, lässt sich leicht lesen und ist die perfekte Unterhaltung für Urlaubstage. Kauzige Typen, ein schrulliger Ermittler und dazu noch eine Stadt, die detailreich beschrieben wird, so dass ich mich leicht überall wiederfinden konnte – ich hatte Spaß. Vor allem Ermittler Willi Hübner ist eine Type für sich. Ich habe ihn direkt bildlich vor mir gesehen, wie er mit Hut auf dem Kopf und mit wehendem Trench durch Amsterdam radelt. Klar, Willi ist kein strategisch handelnder und seriöser Kommissar, dafür ein Ermittler mit Charakter, der durchaus charmant beschrieben ist.

Auch die anderen Figuren, die Kees van Kikkerland in seinem Amsterdam-Krimi mitspielen lässt, sind lebendig und gut vorstellbar. Wer mir allerdings richtig auf die Nerven gegangen ist, ist der alternde Radiomoderator Walter. Das ewige, alberne Lachen hinter jedem Satz war für mich zu viel des Guten.

Locker-flockig geschrieben, eine schlüssige Story und bis auf Walter überzeugende Charaktere: „Tote spielen kein Klavier“ lässt sich super lesen und bietet gute Krimi-Unterhaltung mit jeder Menge Lokalkolorit.

Kees van Kikkerland, „Tote spielen kein Klavier“, Piper Verlag, ISBN 978-3-492-50359-4, 13 Euro

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