In ihrem zweiten Fall sucht das deutsch-österreichische Ermittlerteam nach Vermissten
Alexa Jahn und Bernhard Krammer haben eine schwierige Aufgabe zu lösen – und wissen eine gefühlte Ewigkeit selbst gar nicht, dass die Verbrechen, die sie gerade aufklären müssen, zusammenhängen.
Wintereinbruch im April. Das kann in der Karwendelregion schon einmal vorkommen. Doch der heftige Schneefall, der aktuell herrscht, sorgt überall für Stillstand. Mitten in der Schneechaos-Nacht macht sich Juliane auf den Weg von München zu ihren Eltern in der Jachenau, um dort ihren Geburtstag zu verbringen. Dort kommt sie allerdings nie an…
Gleich zwei junge Frauen verschwinden zur gleich Zeit in Innsbruck. Lela und Karolin wollten sich zur Nachhilfe treffen, doch von den beiden Studentinnen fehlt jede Spur. Chefinspektor Bernhard Krammer und seine Kollegin Rosa Szabo vom Innsbrucker Landeskriminalamt nehmen die Ermittlungen auf.
Während sowohl in Bayern als auch in Tirol gesucht wird, verschwinden weitere Personen: Ermittler entdecken das verlassene Auto eines jungen Paares. Von dem Fahrer und seiner Freundin fehlt allerdings jede Spur. Spätestens jetzt ist Oberkommissarin von der Kripo Weilheim klar: Hier geht es nicht „nur“ um eine junge Frau, die nicht bei ihren Eltern ankommt. Es muss ein größeres Verbrechen dahinterstecken, das nicht nur ein Opfern fordern könnte…
Auch der zweite „Grenzfall“ bietet Hochspannung
Der zweite „Grenzfall“-Krimi, „Ihr Schrei in der Nacht“, ist die gelungene Fortsetzung ihrer neuen Reihe um das grenzübergreifende Ermittlerteam. Das Buch bietet alles, was einen guten Regionalkrimi ausmacht: natürlich jede Menge Lokalkolorit, nervenaufreibende Ermittlungsarbeit, überzeugende Charaktere und den Blick in menschliche Abgründe.
Ich mag den kauzigen Krammer ebenso sehr wie die ehrgeizige, beinahe halb so alte Alexa Jahn. Auch die Kollegen der Beiden haben ihre eigenen Persönlichkeiten, die einfach Spaß beim Lesen machen. Interessant finde ich den Ansatz von Anna Schneider, zunächst beide Teams in ihren Regionen ermitteln zu lassen und dann, nach und nach, alle Puzzleteile der Fälle zu einem großen und wirklich grausigen Fall zu verknüpfen.
Neben den Perspektiven von Jahn und Krammer serviert die Autorin regelmäßig auch eine weitere Perspektive: die des Täters. Auch aus Sicht der verschwundenen Mädchen wird erzählt. Was sich daraus ergibt, ist eine abwechlslungsreiche Story, die man gerne an einem Tag durchlesen möchte. „Ihr Schrei in der Nacht“ wäre also das perfekte Buch für einen verregneten Sonntag wie diesen…
Geschickt lässt Anna Schneider gleich mehrere Verdächtige als Täter in Frage kommen. Steckt ein Familienstreit hinter dem ersten Vermisstenfall? Ist Eifersucht der Auslöser? Sind die Mädchen nicht gewaltsam entführt worden, sondern freiwillig abgetaucht? Was ist eigentlich mit diesen von vielen Einwohnern der Jauchenau als „seltsam“ beschriebenen Kerl?
Mehr findet sich der Leser auf der falschen Fährte wieder – so macht Krimi Spaß. Für zusätzliche Spannung sorgt, dass Alexa schließlich selbst in höchste Gefahr gerät. Auch für Krammer wird es brenzlig: Kann es wirklich sein, dass diese Fälle mit einem alten Fall zusammenhängen, der ihn jetzt wieder einholt?
„Ihr Schrei in der Nacht“ greift auch ein hochaktuelles Thema auf: den überbordenen Hass gegen Frauen, den manche Männer ausleben. Gerade bei diesen Passagen, die sich mit dieser Thematik befassen, haben sich mir die Nackenhaare aufgestellt.
Ob Alexa und Krammer neben dem Fall auch ihre privaten Verquickungen entwirren können und ob sich die Kommissarin endlich dazu durchringen kann, in die Karwendelregio zu ziehen – davon macht Ihr Euch am besten selbst ein Bild.
Anna Schneider: „Grenzfall. Ihr Schrei in der Nacht“, Fischer Verlag, 432 Seiten, ISBN: 978-3596705467, 10,99 Euro (Taschenbuch), 9,99 Euro (eBook)