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Düstere Spannung aus der Rhön: „Totes Moor“

Der erste Fall für Janosch Janssen

In „Totes Moor“ holt den jungen Kommissar Janosch Janssen seine eigene Vergangenheit ein. Spannendes aus Osthessen.

Endlich mal wieder ein Krimi aus meiner Heimat: aus Hessen! Zwar aus Osthessen, aber auch die Rhön ist keine zwei Stunden von meinem Zuhause entfernt. Und auf der Wasserkuppe war ich natürlich auch schon. Wo ich noch nicht war, ist das Rote Moor. Genau dort wird in Lars Engels‘ Krimi „Totes Moor“ (mag das Wortspiel übrigens sehr) die Leiche einer Frau gefunden. Mit genau diesem Fund beginnt der Albtraum für Kommissar Janosch Janssen.

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Gerade startklar, um zur Arbeit nach Fulda zu fahren, erreicht den jungen Kommissar ein Anruf: Leichfund in der Nähe seines Wohnortes. Bitte sofort hinfahren. Kripo-Kollegen aus Fulda kommen nach. Und Janosch fährt los – mit einem verdammt mulmigen Gefühl.

Eine Gruppe Biologie-Studenten wollte Fotos im Moor machen und hat dabei die tote Frau unter der Wasseroberfläche entdeckt. Als der Satz fällt: „Sie trug einen Paillettenrock oder so“, muss Janosch gar nicht mehr wissen. Für ihn steht schon jetzt fest: Bei der Toten handelt es sich um Matilda, seine ehemalige Mitschülerin und heimlicher Schwarm, die nach einem Unfall in einer Nacht im Jahr 2009 spurlos verschwand.

Noch schlimmer: Janoschs Vater galt damals als der Hauptverdächtige. Er konnte den Druck nicht aushalten und beging Selbstmord. Ein Trauma, das Janoschs Mutter psychisch krank gemacht hat und auch bei Janosch selbst tiefe Wunden hinterlassen hat.

Die tote Frau ist tatsächlich Matilda Nolte. Janosch will sich nicht von den erfahrenen Ermittlern abwimmeln lassen und selbst an dem Fall mitarbeiten. Bei Kriminaloberrätin Diana Quest, die schon vor fast zehn Jahren im Fall Matilda ermittelte, und ihrem Machokollegen Frank Nehring beißt er allerdings auf Granit, nichts zu machen. Janosch wird nicht Teil der Soko „Rotes Moor“. Jedenfalls nicht sofort…

Düster, das beschreibt die Stimmung in „Totes Moor“ ziemlich gut. Denn düster ist beinahe alles: Das Wetter, die Landschaft, die Stimmung im Team, die Erinnerungen des jungen Kommissars, die Laune unter den Dorfbewohnern im verschlafenen Grimmbach. Und mittendrin Janosch Engels. Alle wissen, was damals passiert ist, alle tuscheln, munkeln und vermuten. Klar, normal auf dem Dorf.

Lukas Engels hat mit „Totes Moor“ einen spannenden und gelungen ersten Fall für Janosch Janssen geschrieben. Ich mochte den schüchternen, kleinen Mann – obwohl ich ehrlich gesagt auch zugeben muss, dass ich ab und mal gedacht habe „Junge, krieg‘ doch den Hintern mal hoch. Du bist doch schon groß!“ 😉 Bei seiner Chefin Diana Quester hatte ich sofort das Bild von Anna Schudt als Kommissarin Martina Boenisch im Dortmunder „Tatort“ vor Augen. Taff, knallhart und im Grunde ihres Herzens einsam und unglücklich. Spannende Kombi, aus der sicher noch mehr werden kann.

Die Handlung nimmt im Verlauf des Buches einiges an Fahrt auf. Ich möchte natürlich nicht mehr als nötig verraten, aber: Am Ende gewinnt man als Leser den Eindruck, dass eigentlich das ganze, schnarchige Rhön-Dorf (das es „in echt“ übrigens gar nicht gibt) in den Fall und die Ereignisse verwickelt ist.

„Totes Moor“ ist ein klassischer Regionalkrimi mit jeder Menge Lokalkolorit, was mir gut gefällt. Mein Fazit: Ein gelungenes Debüt, das auf jeden Fall Lust auf mehr macht.

Lars Engels: „Totes Moor“, Ullstein, 380 Seiten, ISBN: 978-3-548-06627-1, 11,99 Euro (Taschenbuch), 9,99 Euro (eBook).

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