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Mord in Bäcker-Kreisen: „Frostkalt“

Ein Bremen-Krimi, bei dem einem der Keks im Hals stecken bleibt

Das ist doch wirklich allerhand: Jetzt gibt es diesen Blog seit fast auf den Tag genau drei Jahren und in dieser Zeit habe ich nicht einen Krimi vorgestellt, in dem es ums Backen ging! Das sollte sich schlagartig ändern, als ich den Bremer Krimi „Frostkalt“ von Biggi Rist und Liliane Skalecki in die Finger bekam. Das Buch hat mich aus gleich zwei Gründen neugierig gemacht: Zum einen war da ein ermordeter Bäcker, zum anderen spielt „Frostkalt“ in Bremen – einer Stadt, die ich sehr mag und das nicht nur, weil ich Werder-Fan bin. Ein toter Bäcker und das an Schauplätzen, die mir sicherlich bekannt vorkommen würden – ich nehme Euch jetzt mit ins mörderische Bremen. Bremen liegt am Wasser, hat eine traumschöne Altstadt und ist mit seiner überschaubaren Größe das ideale Ziel für einen Wochenend-Ausflug. Bummeln, Kultur und lecker Fisch essen – Bremen ist für mich Gemütlichkeit pur. Schwer vorstellbar, dass diese Stadt Schauplatz für eine mörderische Krimihandlung sein soll…

„Frostkalt“ spielt – wie der Titel schon vermuten lässt – im Winter, genauer gesagt, beginnt die Handlung am ersten Adventswochenende. Die jungen Sängerinnen eines Chores entdecken kurz vor dem Auftritt vor dem Dom ein neugeborenes Baby in der Krippe direkt neben der Kirche. Von der Mutter fehlt jede Spur.

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Dieser Fall allein ist schon grausam genug, doch nur zwei Tage später kommt ein Mordfall hinzu: Bäckermeister Carl Brodbeck, der einen Betrieb mit jahrhundertealter Geschichte führt, wird in seiner Backstube erstochen aufgefunden. Ein besonders grausames Detail fällt erst nach einer genaueren Untersuchung der Leiche auf. Dem toten Bäckermeister wurden Rosinen in Augen und Mund gestopft.

Der diensthabende Hauptkommissar Hölzle – gebürtiger Schwabe (dessen Gedanken übrigens im breitesten Schwäbisch wiedergegeben werden!) – wird als Ermittler in den Fall eingebunden. Gemeinsam mit seinem Team nimmt er die Ermittlungen auf und stößt schon bald auf einen ganzen Haufen Verdächtiger. Hat der Bruder des Toten etwas mit dem Mord zu tun? Immerhin hat der Vater seinem Bruder das Familienrezept für die Bremer Klaben verebt und er, selbst Bäcker, würde alles dafür tun, um seine eigenen Klaben als „Original“ verkaufen zu können.

Azubi, Bruder, trauernder Vater – wer ist der Mörder?

Steckt vielleicht der Brodbecks Azubi dahinter, dem er nach einem Fehler mit tödlichem Ausgang kündigen musste? Ein Kind war an einem falsch ausgezeichneten Klaben nach einem allergischen Schock erstickt, nachdem seine Mutter aufgrund der Verpackung annahm, das Gebäck enthielte keine Mandeln.

Führen die Spuren am Ende sogar zu dem Vater des toten Kindes, der Rache an Bäckermeister Brodbeck nehmen wollte? Oder war es keiner der Genannten, sondern der Rosinenlieferant, der in einen handfesten Pestizidskandal verwickelt ist und chemisch belastete Rosinen geliefert hat?

Kommissar Hölzle und sein Team haben schnell alle Hände voll zu tun und müssen sich zu allem Übel auch noch mit einem Sensations-Reporter der Tageszeitung herumärgern, der aus einer Quelle in Polizeikreisen geheime Informationen zu bekommen scheint…

Noch während der Ermittlungen wird ein zweiter Mann tot aufgefunden – ausgerechnet der gefeuerte Azubi…

Und dann ist da ja auch noch das ausgesetzte Baby vor dem Dom, dessen verzweifelte Mutter und die beiden jungen Männer, die als Vater des Kindes in Frage kommen.

Puh, Ihr findet, das ist ganz schön viel Handlung für einen einzigen Krimi? Das müsste es eigentlich sein, aber die Autorinnen Biggi Rist und Liliane Skalecki bekommen es tatsächlich mühelos hin, alle Handlungsstränge miteinander zu verknüpfen und zu einem großen, logischen Ganzen zusammenzuführen. Sehr hilfreich ist das Personenregister, das direkt am Anfang des Buches eingefügt wurde. Es hat mir zwei-, dreimal sehr geholfen, weil ich mit einem Klick (ich habe das eBook gelesen) nachschauen konnte, wer wer ist und welche Funktion hat.

Obwohl „Frostkalt“ bereits der fünfte Fall für Hölzle ist, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, mich mit dem Kommissar „anzufreunden“ – bin aber jetzt sehr neugierig auf seine früheren Fälle… Als Leser bekommt man nicht nur einen Eindruck von Hölzles Polizeiarbeit, sondern auch von dessen Privatleben. Die Liebelei mit der Gerichtsmedizinerin und auch das Verhältnis zur Ex stehen allerdings nicht im Vordergrund, sondern ergänzen die sympathische Figur bestens.

Toll finde ich ja immer, während des Lesens an Orte geführt zu werden, die ich selbst schon einmal besucht habe. Das kam bei „Frostkalt“ sehr oft vor: sei es der Weihnachtsmarkt an der Schlachte oder die Bäckerei im Schnoor-Viertel, in der ich selbst zum ersten Mal den berühmten Bremer Klaben probiert habe…

Mein Fazit: Wer einen handlungsstarken und temporeichen Regionalkrimi aus einer der schönsten Städte Deutschlands mag, der wird an „Frostkalt“ viel Freude haben. Anschaulich geschrieben, spannend aufgebaut und vor allem schlüssig aufgelöst – der Krimi bietet alles, was ein Krimi bieten muss.

Biggi Rist & Liliane Skalecki: „Frostkalt“, Gmeiner Verlag, 280 Seiten, ISBN 978-3-8392-2156-3, 9,99 Euro (eBook), 12 Euro (Taschenbuch)

1 Kommentare

  1. Der Krimi hört sich gut an.Habe ihn mal direkt auf meine Wunschliste gesetzt. Ich stimme dir zu, Bremen ist immer eine Reise wert. Ich werde Mittwoch mal wieder hin fahren, etwas shoppen und eine Fortbildung besuchen.
    LG Kerstin

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