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„Schwanenritter“: Mörderisches vom Chiemsee

Alte Verbindungen und neue Machtspiele machen den neuen Krimi von Alma Bayer aus

Segelboote flitzen übers Wasser, fröhliche Menschen feiern bei zünftiger Blasmusik und der Prunk von Schloss Herrenchiemsee und dem Märchenkönig Ludwig II. überstrahlt alles – von wegen, es geht mörderisch zu im Chiemsee-Krimi „Schwanenritter“ und das nicht nur einmal.

Er gehört zu den Top-Reisezielen in Bayern und vermutlich auch in ganz Deutschland: Der Chiemsee. Ich selbst mag die Gegend auch sehr und war erst vor rund zwei Monaten zuletzt dort. Klar, dass ich neugierig auf einen Chiemsee-Krimi war. Und was für ein witziger Zufall, dass gerade heute eine Postkarte von einer lieben Freundin in der Post war. Ratet, woher: Natürlich vom Chiemsee.

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„Schwanenritter“ heißt der neue Krimi von Autorin Alma Bayer und ist der Auftakt zu einer neuen Regionalkrimi-Reihe. Wer einen urigen bayerischen Ermittler erwartet, ist allerdings auf dem Holzweg. Denn Alma Bayer schickt mit Jarek Bukowski einen Berliner (samt Berliner Schnauze) auf Mördersuche vor Kampenwand-Kulisse. Aber der Reihe nach…

Worum geht’s? Journalistin Fanny hat ihren Job verloren, weil sie angeblich ihren jungen attraktiven Kollegen Tom Wildner sexuell belästigt haben soll. Ihre Ehe hat auch nicht gehalten. Job weg, Mann weg, Existenz weg – was bleibt, ist ein Wohnwagen auf dem Campingplatz, ihr Stand-up-Paddle-Board und ein Job als Gästeführerin im Schloss Herrenchiemsee. Im historischen Gewand zeigt Fanny den Besuchern die Räume auf der Herreninsel.

Dort bekommt sie auch mit, dass nachts wilde Parties mit steinreichen Gästen im historischen Spiegelsaal gefeiert werden. Es geht schamlos zu, Drogen machen die Runde und Gastgeber ist ihr ehemaliger Chef, der Verleger Georg Stauber und seine Frau Marlene. Wie ihre Gäste tragen beide pompöse Gewänder und Masken, sodass niemand wirklich weiß, wer dort im Schloss feiert.

Auf einer dieser Parties ist auch Tom Wildner eingeladen. Er kommt als König Ludwig verkleidet – und stirbt in dieser Nacht im königlichen Privatschlafzimmer! Fanny ist es, die die Leiche am nächsten Morgen bei einer Führung entdeckt. Weil sich in der Gegend schon herumgesprochen hat, dass Fanny den toten Tom angeblich belästigt haben soll, gerät sie schnell unter Verdacht. Vor allem, weil er wahrscheinlich vergiftet wurde und Giftmorde gerne Frauen zugesprochen werden.

Für Fanny beginnt eine nervenaufreibende Zeit und das gleich im doppelten Sinne. Ihr journalistischer Spürsinn drängt heraus, sie beginnt heimlich selbst zu ermitteln, wer Tom umgebracht haben könnte. Dazu kommen üble Hetz-Artikel, die ihr Ex-Verleger in Auftrag gibt und die sie als Täterin entlarven sollen. Als wäre das noch nicht genug, verliebt sie sich auch in Kommissar Bukowski – turbulente Zeiten am idyllischen Chiemsee.

Dann sind da noch die „Schwanenritter“, wie sich das Verleger-Ehepaar und ihr alter Freund Kilian nennen. Vor 20 Jahren hat sich das Trio ewige Treue geschworen, inzwischen sind sie reich und einflussreich geworden. Sie planen, einen Teil des Schlosses zu Luxuswohnungen umzubauen…

Hinter den „Schwanenrittern“ steckt ein ganzer Geheimbund, der immer mehr nach Macht strebt und dabei auch vor illegalen Machenschaften nicht zurückschreckt. Steckte der Wildner Tom ebenfalls drin und musste deshalb sterben? War es am Ende doch Fanny, die sich an ihm rächen wollte?

Alma Bayer legt in „Schwanenritter“ viele Spuren und verwebt diese zu einer komplexen Geschichte. Was mir besonders gut gefallen hat, sind die häufigen Perspektivwechesel. Sie lassen die Handlung und die Figuren sehr lebendig erscheinen und ziehen den Leser mitten in die Handlung hinein. Anfangs habe ich fast etwas den Überblick verloren, aber dann nimmt die Spannung immer weiter zu und ich musste einfach am Ball bleiben.

Dass neben dem Profi Bukowski auch Fanny als Laien-Schnüfflerin im Fall ermittelt, macht „Schwanenritter“ zu einem Fall im Cosy Crime Genre. Mich persönlich stört das nicht, dass manche Szenen sicher in der Realität so nicht stattgefunden hätten und die „echte“ Polizei einer Journalistin bestimmt nicht so viele Freiheiten lässt. Hier passt Fanny perfekt hinein: Malerische Kulisse, schräge Typen und mittendrin eine ermittelnde Journalistin.

Für mich ist Almy Bayers Krimi die perfekte Urlaubslektüre für alle, die gerne Regionalkrimis lesen und sich in den Bergen, am Meer oder auf dem Balkon gut unterhalten lassen wollen. Am besten liest sich „Schwanenritter“ bestimmt am Ufer des Chiemsees mit Blick auf die Herreninsel und die Kampenwand im Hintergrund… Könnte mir gefallen!

Alma Bayer: „Schwanenritter“. Ein Chiemsee-Krimi, Servus-Verlag, 320 Seiten, ISBN: 978-3710403309, 16 Euro (Taschenbuch), 12,99 Euro (eBook)

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