Claudia Rossbacher: „Steirernacht“ – der sechste Fall für Sandra Mohr
Der Tatort: Ein Haus in Pöllau, Weststeiermark
Die Opfer: Walter und Gudrun Faschingbauer und ihr elfjähriger Sohn Severin
Die Todesart: erschossen aus nächster Nähe
Die Überlebende: Johanna, die 13-jährige Tochter der Familie
Die Beziehungen der Familie (und der Ermittler): kompliziert…
Es ist starker Tobak, den Claudia Rossbacher ihren Lesern im neuen Fall der „Steirer“-Reihe vorsetzt. Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und Chefinspektor Sascha Bergmann vom Landeskriminalamt Graz werden mitten in der Nacht zum Tatort gerufen. Sie finden die Leichen der Eltern und des Sohnes in ihren Betten, alle drei wurden erschossen, vom Täter keine Spur.
Den einzigen Hinweis bekommen die Ermittler von Johanna, der 13-järhigen Tochter des ermordeten Ehepaares. Das Mädchen konnte sich in einer Holztruhe im Flur retten und sagt aus, einen schlanken Mann in schwarzer Kleidung, mit Motorradhelm und Stiefeln gesehen zu haben. Anschließend konnte sie zu ihrem Onkel ins benachbarte Gasthaus rennen. Von dort wurde die Polizei über den Mord informiert.
Spurensicherung, Befragungen und Recherchen nehmen Fahrt auf und nach und nach stoßen Sandra und Sascha auf erschütternde Tatsachen, die sich hinter der Familienfassade abspielen und finden gleichzeitig pikante Details aus dem Sexleben des Ehepaares heraus. Dreh- und Angelpunkt ist Tochter Johanna, die Vertrauen zu Sandra fasst.
Parallel zum Mordfall entwickelt sich in diesem neuen Krimi von Claudia Rossbacher auch das Privatleben der Ermittler weiter. Im Mittelpunkt steht Sandras Beziehung zu ihrem Polizeikollegen Paul, die sich bereits im fünften Band der Reihe andeutete. Hat man zunächst den Eindruck, dass Sandra nach ihrer großen Enttäuschung endlich „angekommen“ ist, wendet sich im Verlauf der Handlung das Blatt.
Hohes Tempo
Claudia Rossbacher gelingt es ein weiteres Mal, nicht nur einen äußerst spannenden Kriminalfall zu konstruieren, sie verleiht der Figur Sandra Mohr mit jedem Fall immer mehr Charakter und Lebendigkeit. Mir geht es beim Lesen immer so, dass ich eine Frau wie Sandra gerne zur Freundin hätte – eine absolute Sympathieträgerin.
Beeindruckend ist das Tempo in diesem Buch: Die gesamte Handlung vom Mord über die Ermittlungen, die kleinen und größeren Dramen des Privatlebens und die Aufklärung des Falls spielen sich in einem Zeitraum von nur zwölf Tagen ab. Am 12. April wird die Familie ermordet, am 24. April sind die Ermittlungen abgeschlossen und der Leser kommt zum Luftholen.
Charmant sind die Eigenheiten der Österreichischen Polizeiverwaltung und natürlich die sprachlichen Besonderheiten unserer Nachbarn – wo sonst stellt sich ein Ermittler so formvollendet als „Sascha Bergmann, LKA Steiermark, Abteilung Leib und Leben“ vor? Für alle, die keinen blassen Schimmer haben, was sich hinter „Gitschen“ und „Panscherl“ verbergen könnte, gibt es am Ende des Buches ein Glossar österreichischer und speziell steirischer Ausdrücke.
Mein Fazit zum neuen „Steirer“-Krimi: Packend, unterhaltsam, temporeich und unbedingt lesenswert!
Claudia Rossbacher: „Steirernacht“, erschienen im Gmeiner Verlag, 278 Seiten, Juni 2016, ISBN: 9-783839-219263, 10,99 Euro (auch als eBook erhältlich)
Cover: Gmeiner Verlag
[…] in die Hände gefallen ist, bin ich Fan ihrer Bücher und habe mich umso mehr gefreut, dass nach „Steirernacht“ im vergangenen Jahr jetzt schon wieder ein neuer Fall herausgekommen […]