Ein spannender Küstenkrimi, der die Nordsee ganz schön düster aussehen lässt
Wie passend: Kaum hat sich die unfassbare Hitze draußen verzogen, weht auch hier auf dem Blog eine frische Brise. Eine Meeresbrise von der Nordsee, um genau zu sein. Ich stelle Euch heute den Krimi „Schwarzes Watt“ von Hedrik Berg vor – danach werdet Ihr St. Peter Ording und die idyllische Küstenlandschaft in einem ganz anderen Licht sehen… Sommerferien in St. Peter Ording. Urlauber vergnügen sich am Strand, baden in der Nordsee, wandern durchs Watt und genießen einfach eine entspannte, schöne Zeit an der Nordsee. Mittendrin Familie Maurer aus Köln. Ina, ihr Mann Torsten und die beiden Kinder Milena und Ben verbringen die Ferien in St. Peter Ording. Ferienidylle pur – zumindest bis zu dem einen Moment, in dem Ina glaubt, mitten auf der Strandpromenade den Mann erkannt zu haben, der vor 20 Jahren ihre Schwester Nelly umgebracht hat. Von Ferienstimmung kann keine Rede mehr sein. Ina verfolgt den Unbekannten, verliert ihn aber, als er in ein Taxi steigt und verschwindet.
Ein Fall für Kriminalkommissar Theo Krumme und seine Kollegin Pat von der Kripo Husum. Sie nehmen die Ermittlungen auf, nachdem Ina ihre Beobachtung aufgelöst bei der Polizei gemeldet hat. Für sie ist der Fall klar: Der Mann, den sie gesehen hat, ist Nellys Mörder und die Kommissare müssen ihn nur noch festnehmen. Die ersten Ergebnisse lassen nicht lange auf sich warten. Inas Beschreibung passt exakt auf Pastor Jonas Hartung – und nicht nur Krumme, auch dessen Vermieterin Marianne und die ganze Gemeinde ist fassungslos und kann nicht glauben, dass der Pastor ein Mädchenmörder sein soll. Kann es wirklich sein, dass der angesehene Pastor ein junges Mädchen umgebracht hat?
Für Krumme beginnt eine nervenaufreibende Zeit. In seiner Zeit bei der Kripo in Berlin-Neukölln hat er viele schreckliche Dinge erlebt, aber dieser Fall lässt Abgründe aufreißen, die auch den erfahrenen Kommissar gewaltig mitnehmen. Eine hysterische Ina, ein verzweifelter Ehemann, ein Kommissar, der bald tiefer in dem Fall steckt, als er sich denken konnte und eine große Portion Mystik und Gänsehautfeeling – „Schwarzes Watt“ bringt alles mit, was ein solider und unterhaltsamer Krimi im Gepäck haben sollte.
Mir persönlich war Kommissar Krumme auf den ersten Blick sympathisch – was sich bei mir direkt aufs Lesevergnügen auswirkt. Nicht nur die Beschreibung seiner Ermittlerarbeit ist Hendrik Berg gelungen, er hat dem Berliner auch ein interessantes Privatleben angedichtet, in dem nicht nur ein großes, haariges „Monster“ namens Watson, sondern auch Krummes Vermieterin Marianne eine nicht unwichtige Rolle spielen.
Kurzum: „Schwarzes Watt“ macht Spaß! Egal, ob als Ferienlektüre im Strandkorb oder zu Hause auf der Couch, der Krimi hat mich mit seiner flüssigen Sprache und der spannenden und nachvollziehbaren Handlung direkt in seinen Bann gezogen. Von Zeit zu Zeit baut Autor Berg einen Rückblick ins 17. Jahrhundert ein und lässt ein geisterhaftes Mädchen auftauchen – was aber ganz und gar nicht abgedreht ist, sondern richtig gut zur beschriebenen Landschaft passt.
Fazit: Atmosphäre, Handlung, Charaktere und Spannungsbogen stimmen. Ich kann „Schwarzes Watt“ wirklich empfehlen. Kleine Anekdote am Rande: Zufällig war ich im vergangenen September in St. Peter Ording im Urlaub und direkt die ersten Seiten des Krimis spielen in der Badstraße, wo sich auch unser Hotel befand. Die Strecke, die Ina bei der Verfolgung des mutmaßlichen Mörders zurückgelegt hat, bin ich schon selbst mehrfach gelaufen… So etwas mag ich ja immer besonders, an Schauplätzen eines Buches schon persönlich gewesen zu sein.
Hendrick Berg: „Schwarzes Watt“, Goldmann Verlag, 368 Seiten, ISBN: 978-3-442-48728-8, 10 Euro