Aus dem Süden
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Waldesruh? Von wegen! „Teufelstritt“ von Ursula Hahnenberg

Ein Krimidebüt mit Luft nach oben

Im Rahmen einer Leserunde konnte ich den ersten Krimi von Ursula Hahnenberg, „Teufelstritt“, lesen. Während Setting und Handlung durchaus gelungen und spannend sind, hat mich die Hauptfigur des Krimiromans, der in Bayern spielt, leider nicht überzeugen können.

Die junge Försterin Julia Sommer hat eine neue Stelle im Ebersberger Forst angetreten. In diesem Forstamt hat schon ihr Vater gearbeitet, bevor er gemeinsam mit Julias Mutter bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, und es war Julias großer Wunsch, in den Ort zurückzukehren. Sehr zur Freude ihrer Großmutter, die froh ist, Enkelin und Urenkel Florian bei sich zu haben. Von Florians Vater lebt Julia getrennt, der neue Job ist also auch ein privater Neuanfang. Alles könnte so schön sein: Julias geliebter Wald, ein Beruf, der ihr Freude macht, Sohn und Großmutter – wäre da nicht ihr Chef Ludwig Voss. Immer wieder gerät sie mit dem unsympathischen Waldbesitzer aneinander, er bedrängt sie sogar.

Teufelstritt von Ursula Hahnenberg

Teufelstritt von Ursula Hahnenberg, Cover: Goldmann Verlag / Verlagsgruppe Random House

 

An einem Morgen, als Julia gerade einen Rehbock schießen will, fallen zwei Schüsse in Julias Nähe. Sie vermutet, dies sei der Wilderer, der seit längerer Zeit im Eberswalder Forst wahllos auf Wild schießt. Statt eines illegal geschossenen Tieres findet Julia zu ihrem Entsetzen jedoch ihren Chef auf dem Waldweg. Erschossen. Vor seinem Wagen. Vom Mörder keine Spur.

Die junge Förstern gerät ins Visier der Ermittler, Hauptkommissarin Baumgartner und Kommissar Winkler: Zum einen bietet des schwierige Verhältnis zwischen Julia und ihrem Chef mehr als ein Mordmotiv, zum anderen macht sie sich durch ihr eigensinniges Verhalten während der Ermittlungen immer verdächtiger. Denn die Försterin stellt ihre eigenen Ermittlungen an. Sie recherchiert in Ludwig Voss‘ Privatleben, versucht, den Pfarrer des Ortes auszufragen und legt sich mit den Dorfbewohnern an. Im Laufe der Handlung kommt sie auch hinter das Geheimnis, das sich um den Tod ihrer Eltern rankt und findet Schockierendes aus Ludwigs Familiengeschichte heraus…

Ermittlungen auf eigene Faust

Alles in allem bietet der Krimi spannenden Stoff und einen kniffeligen Mordfall. Besonders der „Schlussspurt“ ist voller Action und lässt einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Leider wirkt die Figur der Julia Sommer auf mich alles andere als sympathisch, was sich negativ auf das ganze Buch auswirkt. Ihre Ermittlungen auf eigene Faust erscheinen eher unrealistisch, generell ist ihr Verhalten von unlogischen Handlungen geprägt. Warum hat sie von Beginn an einen regelrechten Hass auf die Polizisten und kooperiert nicht mit ihnen? Wenn sie unschuldig ist, kann sie auch vernünftig die Fragen der Beamten beantworten. An manchen Stellen war ich richtig genervt von Julia und hätte ihr gerne gesagt „Mädel, beruhig dich! Warum bist du so zickig und bockig?“

Allgemein fällt es mir eher schwer, mich auf Krimis einzulassen, deren „zivile“ Hauptfiguren sich in Polizeiermittlungen einmischen. Ein paarmal haben es Autoren schon geschafft, mich umzustimmen und zu überzeugen. Das ist Ursula Hahnenberg leider nicht gelungen. Dennoch bietet ihr Krimidebüt spannende Unterhaltung für Leser, die kein Problem damit haben, die Ermittler eher in einer Nebenrolle zu sehen. Den Folgeband würde ich wahrscheinlich der Neugierde halber lesen, um zu sehen, ob sich die Figur der Julia Sommer noch weiterentwickeln kann und wenn ja, in welche Richtung…

Sehr gelungen ist die Beschreibung des Waldes und des Berufes der Försterin. Hier wird deutlich, dass Autorin Ursula Hahnenberg selbst studierte Forstwissenschaftlerin ist und ihr Fachwissen rund um Forst, Wild und Jagd geschickt unterbringen kann.

Ursula Hahnenberg: „Teufelstritt“, erschienen im Goldmann Verlag / Verlagsgruppe Random House, Juli 2016, 9,99 Euro, ISBN 978-3-442-48415-7 (auch als eBook erhältlich)

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