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Chaos hat einen Namen: Lissie Sommer

Der zweite Krimi von Katrin Schön, „Ausgeschifft – Lissie Somemr ermittelt wieder“, spielt auf hoher See

Sanft schaukelnde Wellen, das Meer glitzert, die Sonne scheint und die Unterhaltung an Bord ist prächtig: Die Kreuzfahrt zu den Kanaren könnte so schön sein, gäbe es da nicht zwei Tote an Bord  und jede Menge Chaos! Mittendrin: die hessische Kneipenwirtin Lissie Sommer, ihre Eltern, der charmante Kommissar Sebastian Loch, eine Travestietruppe und Lissies alte Freunde aus Köln. Doch schön langsam und der Reihe nach…

Katrin Schön Ausgeschifft

Wirtin Lissie ist gestresst und einfach nur urlaubsreif. Das stellen auch ihre – herrlich schrulligen – Eltern fest und buchen kurzerhand eine Kreuzfahrt für alle: Zwei Wochen wollen sie zu den Kanaren und nach Marrokko schippern. Während sich die Begeisterung bei Lissie anfangs noch in Grenzen hält, steigt die Laune an Bord: Ihre Nachbarn aus Köln, das schwule Pärchen Tim und Tobi, haben die Reise ebenfalls gebucht und dass zufälligerweise auch noch der gutaussehende Kommissar Sebastian Loch auf dem Schiff ist, versetzt auch Lissie in Urlaubsstimmung. Da ich leider den ersten Band der Reihe nicht gelesen habe, hatte ich keine Ahnung, dass Lissie und den Kommissar „mehr“ zu verbinden scheint…

Es kommt wie es kommen muss: Einer der Tänzer aus der Showtruppe treibt eines Morgens tot im Pool und nicht nur die herbeigerufene Schiffsärztin verhält sich mehr als merkwürdig. Höchste Zeit für Hobbyschnüfflerin Lissie, den Vorgängen auf dem Schiff näher nachzugehen, zumal auch noch eine zweite Leiche gefunden wird. Zu allem Überfluss hat auch noch ihr Ex als Fitnesstrainer auf dem Schiff angeheuert – ob er vielleicht etwas mit den Toten zu tun hat? Und was macht der Eisschnitzer eigentlich mit den kleinen Tütchen, gefüllt mit weißem Pulver, die Lissie plötzlich überall zu sehen glaubt?

„Ausgeschifft“ ist ein im besten Sinne (!) abgedrehter Krimi, der sich perfekt als Urlaubslektüre eignet. Quirlig, spritzig, witzig – der Schreibstil und die urkomischen Figuren haben mich sofort mitgerissen und am liebsten hätte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand gelegt. Dank des Dialekts der Eltern spielt die Handlung zwar auf dem Schiff, aber trotzdem in Südhessen. Und dass die beiden fast jeden Satz in bester hessischer Manier mit „Ei“ beginnen, ei das hat mich als Hessin vielleicht gefreut!

Eigentlich mag ich es ja überhaupt nicht, wenn sich in Krimis „Laien“ in die Polizeiarbeit einmischen und die Ermittler nur eine Nebenrolle spielen dürfen. Aber Katrin Schön hat ihrer Lissie eine derart sympathische Art auf den Leib geschrieben, dass ich gar nicht anders konnte, als sie und ihre hobbydetektivische Schnüffelei zu mögen. Natürlich liegt die Häufung der Zufälle fernab jeder Realität und dass Lissie sich in Lebensgefahr begibt und sich selbstverständlich jedes Mal heil aus der Situation herausmanövriert, hat mit dem „echten“ Leben auch nur mäßig viel gemeinsam.

Wer Krimis mag, die nicht immer düster und stocksernst daherkommen, kein Problem mit strapazierten Lachmuskeln hat und auch eine große Portion Chaos vertragen kann, der ist mit „Ausgeschifft“ wirklich gut beraten. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß und freue mich schon auf eine Fortsetzung in Band 3.

P.S.: Nein, sie haben sich (noch) nicht gekriegt…

 

Katrin Schön: „Ausgeschifft“, erschienen bei Midnight by Ullstein, ePub, 200 Seiten, ISBN-13 9783958190801, 3,99 Euro

 

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