Auf den Spuren von Loriot schlendern wir durch die Stadt an der Havel
Heute gibt es endlich einen Beitrag für die schon seit Ewigkeiten geplante, aber bisher noch nicht mit Leben gefüllte Rubrik „krimiundkeks unterwegs“: Denn nicht nur Backen und Krimis gehören zu meinen Leidenschaften, ich liebe es auch, unterwegs zu sein, neue Orte zu entdecken und dabei immer wieder auf Kuriositäten zu stoßen. Genau darum soll es in der neuen Rubrik gehen. Schon als Kind war ich Feuer und Flamme, wenn es in den Urlaub oder auch nur zum Stadtbummel ging. Irgendwie war ich schon immer „on itchy feet“ und Heimweh kommt in meinem Wortschatz nicht vor. Wenn ich unterwegs bin, dann gehe ich liebend gerne abseits der touristischen Trampelpfade auf Entdeckungstour. Das hat Herrn krimiundkeks und mir schon einen unvergesslichen Nachmittag in Venedig mit „echten“ Venezianern bei Caffé und Piadine eingebracht und uns erst in der vergangenen Woche wieder einmal einen Heidenspaß beschert. Ich war im weltweit einzigen Waldmops-Zentrum in Brandenburg an der Havel. Bitte, wo? Nein, ich habe nicht den Verstand verloren oder einen Sonnenstich erlitten, diesen Ort gibt es tatsächlich. Los geht’s, ich nehme Euch mit in den Osten… Bereits zum dritten Mal hatten Herr krimiundkeks und ich ein Hausboot gemietet – oder wie wir dieses „Bungalow Boot“ liebevoll nennen: einen schwimmenden Holzschuppen. Dieses Mal schipperten wir auf der Havel von Plaue über Brandenburg, Ketzin, Werder an der Havel bis nach Potsdam und gemütlich wieder zurück. Diese besonderen Hausboote sehen nicht aus wie ein „echtes“ Boot, sondern erinnern vielmehr an den Holzschuppen von Michel aus Lönneberga, der, in dem dieser immer seine Männchen schnitzen musste, wenn er nicht brav war. Mit dem schwimmenden Häuschen (ca. 10 x 4,50 Meter groß) „saust“ man mit sagenhaften vier Stundenkilometern über Seen und Flüsse und kann dabei herrlich die Seele baumeln lassen.
Nach dem Start in Plaue und der ersten Übernachtung auf dem Wasser kamen wir an Tag 2 der Schuppen-Kreuzfahrt in Brandenburg an der Havel an. Wir bekamen auch direkt einen Liegeplatz am Slawendorf und machten den Schuppen dort für einen Nachmittag fest.
Das Praktische ist, dass man mit dem Boot häufig mitten im Ort „parken“ kann und in nur wenigen Minuten zu Fuß oder mit dem Rad mitten im Geschehen ist. Auch für die Fahrräder ist genügend Platz an Bord, sodass wir jederzeit mobil waren. Wir waren komplett ohne Reiseführer unterwegs und haben – wenn überhaupt – kurz per Smarthone vor Ort einige Informationen über die Stationen unserer Tour herausgesucht.
Beinahe über den ersten Waldmops gestolpert
In Brandenburg sind wir vom Anleger am Slawendorf zuerst in die Neustadt geradelt – einmal rechterhand über die Jahrtausenbrücke die Havel überqueren und schon ist man direkt im Zentrum. Die Havel trennt Neustadt und Altstadt, dann gibt es noch die Dominsel. Besonders gut hat mir gefallen, dass es links und rechts entlang der Havelpromenade große Stufen und Sitzmöglichkeiten gibt – dazu viel Grün und das Wasser, eine wirklich schöne Stadt, um warme Sommertage dort zu verbringen. Unser Weg hat uns durch die Neustadt an den typischen Ketten und einem großen Einkaufszentrum in Richtung Dominsel geführt. Praktischerweise liegt auf halber Strecke der Fischer Kwiatkowski, der nicht nur fangfrischen Fisch „am Stück“, sondern auch leckere Fischbrötchen anbietet.
Bestens gestärkt gingen wir weiter zum sehr beeindruckenden Brandenburger Dom. Dort erklärte uns eine nette Dame am Eingang, dass es aktuell eine sehenswerte Ausstellung in dem riesigen Gebäude gebe. Neugierig wie wir sind, nahmen wir uns die Zeit, schlenderten durch die Ausstellung – in der es unter anderem ein unfassbar detailreich besticktes Fastentuch aus dem 13. Jahrhundert zu sehen gibt! – und hörten nebenbei auch noch Orgelmusik, da im Dom gerade Musikstudenten probten. Auf dem Rückweg zu Neu- und Altstadt stolperten wir dann beinahe über einen kleinen Mops mit ebenso kleinem Geweih auf dem Kopf. Unglaublich: ein echter Waldmops! Diese seltene Spezies einmal in freier Wildbahn anzutreffen – wer hätte das gedacht? Insgesamt mehr als 20 Waldmöpse konnten inzwischen in Brandenburg angesiedelt werden. Gut möglich, dass noch weitere hinzukommen…
Ein liebevolles Denkmal für einen großen Humoristen
Waldmops? Waldmops? Irgendwo ist Euch dieses Tierchen schon einmal über den Weg gelaufen? Dann habt Ihr vermutlich eine Begegnung mit Bernhard-Victor Christoph-Carl von Bülow gehabt. Kennt Ihr nicht? Wetten, doch? Der Gute ist – oder vielmehr: war – besser bekannt als Loriot. Und eben dieser hat den Waldmops in den 70ern erfunden. Legendär ist auch sein Satz „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“
Ich liebe die feinsinnige, mal böse, meist ironische und immer auch liebevoll-komische Sehensweise der Welt, die Loriot in seinen Sketchen, Zeichnungen und Filmen gelebt hat. In seiner Geburtststadt Brandenburg an der Havel hat man dem großen Humoristen ein liebevolles Denkmal errichtet, indem überall in der Stadt Waldmöpse „ausgewildert“ wurden. Ich persönlich finde, eine schönere Erinnerung an Loriot als dieses weltweit einzige Waldmops-Zentrum hätte man kaum installieren können – und ich stelle mir vor, wie er von oben schmunzelnd zuschaut, wenn wieder ein Brandenburg-Besucher vor Vergnügen quietschend auf dem Boden entlangrobbt, um eines dieser seltenen Tiere vor die Linse zu bekommen.
Die Waldmöpse sind lebensgroße Figuren aus Bronze, die die Berliner Innenarchitektin Clara Walter entworfen hat. Mit ihrer Idee des Waldmops-Zentrums hat sie den von der Stadt Brandenburg ausgeschriebenen Gestaltungswettbewerb für ein Loriot-Denkmal gewonnen. Großartig, wie Stadt und Gestalterin hier Sinn für Humor bewiesen haben! Den besten Start ins Waldmops-Zentrum habt Ihr übrigens an der Johanniskirche in der Altstadt direkt am Havel-Ufer.
Dort befindet sich eine Steinstele, auf deren Oberseite Loriots Fußabdrücke eingelassen sind, dazu auf der Vorderseite sein Geburts- und Sterbedatum. Steht man vor der Stele, blickt einen direkt der erste Waldmops an, der hinter der Stele im Gebüsch hockt. Ein zweiter in der Nachbarschaft hebt frech sein Beinchen… Wo genau welcher Waldmops steht, liegt, hockt oder lümmelt, möchte ich hier gar nicht verraten, zu schön ist die Überraschung, wenn man auf einen der putzigen Geweihträger stößt. Na, ist das nicht ein guter Grund, der Stadt an der Havel einmal einen Besuch abzustatten?Es gibt sogar eigene Führungen auf den Spuren der Waldmöpse, auf den Seiten der Tourismus-Information Brandenburg erfahrt Ihr mehr dazu.
Was für ein wirklich schöner Text! Hat echt Spaß gemacht ihn zu lesen.
Habe ihn auch direkt an Freunde und Familie weitergeschickt.
Freut mich, dass euch die Waldmöpse gefallen haben 😉
Liebe Clara,
danke für Deinen Kommentar! Freut mich sehr, dass Dir mein Bericht gefallen hat. Die Waldmöpse sind aber auch einfach zu putzig…
Liebe Grüße
Chrissy
[…] der Tarif im jeweiligen Hafen ist. Über Brandenburg habe ich Euch bereits im Bericht über das Waldmopszentrum einiges […]