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Hausbooturlaub auf der Havel oder: Mit dem Holzschuppen durch den Osten {krimiundkeks unterwegs}

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Holzschuppen on Tour: Entspannter Törn von Plaue nach Potsdam und zurück

„Und, was macht ihr im Urlaub?“ „Wir fahren mit einem schwimmenden Holzschuppen durch den Osten!“ Die Antwort hörten in diesem Frühjahr alle, die uns nach Urlaubsplänen für 2018 fragten. So skurril es klingen mag, wir haben dabei noch nicht einmal geschwindelt. Vom 31. Mai bis zum 6. Juni waren wir mit einem Bungalow-Boot, kurz: BunBo, auf der Havel unterwegs. Weil dieses eher dem Schuppen von Michel aus Lönneberga als einem klassischen Boot ähnelt, hatte das BunBo seinen Namen weg. Die erste Begegnung mit den schwimmenden Holzschuppen hatten wir auf der „Boot“ im Januar 2015. Neugierig nahmen wir einen Flyer von der Messe mit und gingen im Mai 2015 zum ersten Mal an Bord. Die Premiere erlebten wir bei kühlem und meist leider auch nassem Wetter auf der Mecklenburgischen Kleinseenplatte. 2016 folgte Törn Nummer zwei, dieses Mal im Revier Dahme-Spree – und bei deutlich besserem Wetter. In diesem Jahr entschieden wir uns für eine Woche Schippern auf der Havel, und um es gleich vorweg zu nehmen: Wir hatten Wetter wie aus dem Bilderbuch bei Sonne pur und 25 bis 30 Grad – kann es etwas Schöneres geben, als bei diesen Bedingungen auf dem Wasser zu sein…?

Wer sich für einen Törn mit einem BunBo interessiert, kann das Boot auch ohne Sportbootführerschein mieten. Herr krimiundkeks und ich haben beide den Führerschein für Binnengewässer (SBF) und konnten nach einer kurzen Einweisung direkt ablegen. Wer keinen Führerschein hat, erhält eine Einweisung und bekommt anschließend eine Charterbescheinigung für die Dauer des Urlaubs ausgestellt. Großer Vorteil für SBF-Besitzer: Wir dürfen auf dem Wasser übernachten und müssen keinen Hafen („Marina“) ansteuern. Das ist natürlich Luxus pur: Man macht den Schuppen im flachen Wasser fest, schmeißt den Grill an, dreht die Terrasse aus dem Wind und genießt den Sonnenuntergang ganz alleine auf dem See.

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Im Prinzip ist ein BunBo-Urlaub wie Camping auf dem Wasser: Man nimmt den schwimmenden Wohnwagen (immerhin 10 Meter lang und 4,65 Meter breit) im Empfang, bezieht das Bett, hängt die Handtücher auf und füllt den Kühlschrank mit ein paar Basics. Die BunBos haben einen Außenbordmotor mit 15 PS und fahren bei Höchstgeschwindigkeit 7 bis 8 Kilometer pro Stunde – Ihr seht also, das ist genau das Richtige für PS- und Geschwindigkeits-Junkies! 😉 Kühlschrank, Warmwasserboiler und Herd funktionieren mit Gas und für kalte Abende gibt es entweder eine (Gas-)Heizung oder einen kleinen Holzofen im Wohnbereich. Die BunBos werden mit aufgefülltem Frischwassertank und leerem Abwassertank übernommen. Unbedingt denken sollte man an genügend Trinkwasser, denn das Wasser an Bord ist nicht zum Trinken gedacht, sondern zum Abwaschen, Kochen und Duschen.

Tag 1: Plaue

Das BunBo ist also startklar, los geht die wilde Fahrt… Als grobes Ziel für unsere Tour hatten wir uns gesetzt, auf der Havel bis nach Potsdam und zurück zu fahren. Ganz in Ruhe mit Stopps zwischendurch. Die BunBo-Basis in diesem Urlaub war in Plaue (Brandenburg) am Plauer See. Am Nachmittag kamen wir dort an und stellten hocherfreut fest, dass unser Schuppen in der zauberhaften Farbe „Erdbeerrot“ gestrichen war und dieser „dezente“ Pink-Ton unmöglich zu übersehen war. Passenderweise zauberte Herr krimiundkeks ein aufblasbares Einhorn aus dem Kofferraum – perfekt, ein pinker Schuppen, vor dem fröhlich ein zwei Meter großes Gummi-Einhorn dümpelte…

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Nach der Einweisung, nachdem wir uns häuslich eingerichtet, einen Plausch mit den Nachbarn gehalten und natürlich Kaffee getrunken hatten, konnte das Abenteuer beginnen. Wir legten ab und fanden einen Ankerplatz für die Nacht im Plauer See.

To Do für den ersten Abend:
Grillen, Anlegerbier, Füße ins Wasser, Nichtstun

Tag 2: Brandenburg an der Havel

Nach einem Gewitter am Morgen starteten wir in Richtung Brandenburg an der Havel. Durch den Möserschen See und den Breitlingsee ging es auf der Brandenburger Niederhavel in die Domstadt. In Brandenburg finden Wassersportler eine Menge Ankerplätze. Klar, mit einem so unhandlichen und recht großen Boot wie dem BunBo kann man nicht mal eben schnell in eine kleine Lücke am Steg huschen – aber es findet sich nach mehr oder weniger kurzer Zeit das passende Plätzchen. Die Liegegebühren werden nach Bootslänge berechnet, man zahlt die Summe x pro Meter, je nachdem, wie hoch der Tarif im jeweiligen Hafen ist. Über Brandenburg habe ich Euch bereits im Bericht über das Waldmopszentrum einiges geschrieben.

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Gegen Abend verließen wir Brandenburg und fanden unseren Platz für die Nacht im Beetzsee. Dort war auch endlich die Gelegenheit für eine Einhorn-Testfahrt gekommen! Das Wasser war nach dem schwülen Tag herrlich frisch und auf dem Einhorn in der Sonne zu schippern, ist einfach großartig! Zum gelungenen Abschluss des Tages grillten wir leckeren Fisch auf unserer Terrasse. Das Schöne am BunBo ist die große Feuerschale an Deck, auf deren Grillrost man abends was Feines brutzeln kann. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in jedem (größeren) Ort, sodass man beim Landgang alles frisch einkaufen kann.

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Tag 3: Ketzin

Nach einem ausgiebigen Schläfchen und ausgedehntem Frühstück hieß es „Leinen los!“ und wir schipperten gen Ketzin. Die Fahrtstrecke an Tag 3 war sehr lang und wir kamen erst gegen 15 Uhr in Ketzin an. Dafür war die Ortserkundung per Rad schnell erledigt, denn Ketzin ist doch eher… übersichtlich. Beim Anlegen und Schleusen wurde uns sehr schnell sehr deutlich, dass das BunBo mit seinen Holzschuppen-Modelmaßen um einiges windanfälliger ist als unser Motorboot zu Hause. Aber, mit Ruhe kriegt man alles hin und schließlich lag der Schuppen sicher vertäut im Hafen von Ketzin. Zum Abschluss gönnten wir uns noch ein megaleckeres „Florida“-Eis, kauften ein fürs Abendessen und fuhren weiter auf die Potsdamer Havel. Außerhalb der Fahrrinne fanden wir ein ruhiges Fleckchen zum Übernachten.

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Tag 4: Werder an der Havel und Schwielowsee

Sonntag! Überraschenderweise begann der Tag mit einem kurzen Regenschauer. Die Zeit überbrückten wir mit Lesen und starteten schließlich gegen 11 in Richtung Werder an der Havel. Die Stadt ist wirklich sehr, sehr hübsch! Ein Bummel über die Altstadt-Insel lohnt sich in jedem Fall und es gibt viel zu sehen. Als wir gegen Mittag in Werder ankamen, war allerdings weit und breit kein freier Liegeplatz zu entdecken. Alle Gastanleger waren voll… Doch, Neugier wird belohnt: Im Segelclub direkt am Ende der Altstadt-Insel lag ein unscheinbarer, leerer Steg und siehe da, es war ein Gästeanleger und komplett frei. Zum Schnäppchenpreis von drei Euro duften wir bis abends dort liegen bleiben. In Werder fand an diesem Tag das Jubiläum des Ruderclubs statt: So konnten wir bei Fischfrikadelle und „bleifreiem“ Weizenbier die Regatta anschauen. Nach dem Stadtrundgang zu Fuß schwangen wir uns auf die Räder und erkundeten die weitere Umgebung. Am späten Nachmittag kam ein lieber Freund aus Berlin zu Besuch. Wir hatten uns seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen und die Freude war groß!

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Später legten wir lehrbuchmäßig mit dem pinken Schuppen ab und fuhren zum Übernachten in den Schwielowsee. Zum Abend präsentierte sich der See spiegelglatt und bis auf ein paar Blässhühner, ein neugieriges Pärchen Mandarinenten (dazu nachher mehr…) und – total irre! – einen Biber hatten wir den See für uns allein. Was für ein herrlicher Tag!

Tag 5: Potsdam

Wie aufregend! Wir fahren in die Stadt! Zum Frühstück bekamen wir allerdings erst einmal kackfreche Gesellschaft: Die wirklich wunderschön bunten Mandarinenten flatterten neugierig auf unsere Terrasse und suchten neben dem Tisch nach Brotkrümeln. Angenehme Gäste…

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Je näher wir anschließend Potsdam kamen, umso mehr Verkehr herrschte auf dem Wasser. Es konnte teilweise richtig eng werden, denn jetzt fuhren auch Ausflugsschiffe und Fähren auf der Havel. Der pinke Schuppen erwies sich einmal mehr als Hingucker, denn überall an Land standen Menschen und winkten uns zu oder knipsten Fotos. Nach Potsdam fahren nicht sehr viele BunBo-Urlauber, die in Plaue gestartet sind. Die meisten sind in nördlicher Richtung unterwegs. In Potsdam brachten wir das Kunststück fertig, einen 1-A-Liegeplatz direkt in der Stadt zu finden – inklusive Rauhbein-Charme des Hafenmeisters. Als wir zum Boot zurück kamen, rief ein Freund an und wir mussten ein mittelschweres Problem am Telefon lösen. Sir Hafenmeister kam vorbeigeschlendert, grinste sich eins, schmiss mir einen rosa (!) Putzlappen auf den Schoß und säuselte mit seinem zarten Stimmchen: „Hör ma uff zu telefonieren mit’n Büro jetze! Hier, haste wat zum Putzen!“ Ich schmeiß mich immer noch weg vor Lachen… 😉

Station eins war das Holländische Viertel in Potsdam, nur ein paar Minuten mit dem Rad vom Liegeplatz weg. Wir bummelten durch die kleinen und großen Straßen, machten einen Schaufensterbummel in der Fußgängerzone und gönnten uns einen Flammkuchen zu Mittag. Anschließend hatte ich es auf ein Eis in einer kohlrabenschwarzen Waffel abgesehen, mit Aktivkohle. Das Thema hatte sich auch ein Fernsehteam des RBB für diesen Montag vorgenommen und so gaben wir mit schwarzer Eiswaffel in der Hand noch schnell ein TV-Interview… Ob es gesendet wurde, kann ich Euch gar nicht sagen. Ich an deren Stelle hätte jedenfalls auf eine fotogene Familie mit niedlichen Kindern gewartet…

Mit dem Rad ging es noch zum Neuen Garten und zum Heiligen See – genau dort, wo die Reichen und Schönen ihre Villen haben und wo man Gauland in eben dieser Woche seine Klamotten beim Baden klaute. Ein Schelm, wer Böses… und so.

Weil’s so schön war, fuhren wir zurück zum Schwielowsee und übernachteten an „unserem“ Platz. Diesmal ließen sich aber weder Enten noch Biber blicken. Dafür sorgten jede Menge Frösche, Blässhühner und Haubentaucher für den Sound des Abends.

Tag 6: Ketzin und Trebelsee

Wir waren also schon wieder auf dem Rückweg. Der Schuppen musste schließlich in zwei Tagen wieder in Plaue abgegeben werden und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 3,6 Stundenkilometern ist man jetzt nicht sooooo flott unterwegs… Werder ließen wir diesmal links liegen und wurden von turboschnellen Wasserschutzpolizisten überholt, die scheinbar ein neues Boot testeten und sichtlich Spaß an ihrem Job hatten. Coole Truppe… Nachmittags legten wir in der Nähe von Ketzin an und unternahmen eine Radtour durchs brandenburgische Nichts. Dummerweise fanden wir keinen wirklich schönen Radweg und kämpften mit Hauptstraßen, Schotterpisten und auch noch Gegenwind. Dafür sahen wir Schloss Paretz und trafen bei der Rückkehr zum Schuppen auf sehr nette Nachbarn, die ebenfalls mit einem BunBo auf Tour waren. Geankert wurde im Trebelsee bei starkem Wind. Es schaukelte ordentlich die ganze Nacht über – was aber kein Wunder war, denn wie wir morgens feststellten, hatten wir Dussel mitten auf einer Kite-Strecke festgemacht! Und Kiter brauchen – tadaa: jede Menge Wind…

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Tag 7: Brandenburg und Plaue

Auf dem Rückweg machten wir noch einmal Station in Brandenburg und wanderten noch einmal durch die Stadt zum Fischer, wo wir auf dem Hinweg schon waren. Wir entdeckten noch mehr Waldmöpse und wurden durch ein Missverständnis fast zu Zechprellern in der Eisdiele! Wie peinlich… Der Gatte dachte, ich hätte gezahlt, ich dachte, er hätte gezahlt und bestens gelaunt sind wir losmarschiert – um dann lautstark aufgehalten zu werden. Hihi… Noch ein letztes Schleusenmanöver wurde gemeistert und dann hieß es auch schon: letzte Nacht auf dem Schuppen.

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Unser Fazit nach der Woche auf der Havel: Dieses Revier hat uns bis jetzt am besten gefallen. Es gibt viel Ruhe, viel Grün und viele einsame Fleckchen. Auf der anderen Seite liegen aber auch viele sehenswerte Orte und Städte entlang des Flusses, die immer einen Besuch wert sind. Man kann radeln, schwimmen, die Natur genießen und am selben Tag über Promenaden bummeln, Eis essen und Kultur erleben – ein Urlaub, so wie ich ihn mag.

Auf dem Wasser kann man ganz wunderbar entspannen und runterkommen. Einfach mal faul an Deck sitzen und lesen: kein Problem. Man hat ja schließlich nichts zu eilen und vor allem abends genieße ich es, mit einem Glas Wein an Deck zu sitzen, zu hören, wie laut die Natur eigentlich sein kann und vor mich hin zu sinnieren.

„Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt.
Sie ist so schön.“
Kurt Tucholsky

Informationen zum Urlaub mit dem BunBo findet Ihr auf der BunBo-Website. Dort gibt es Infos zu den Booten, den Revieren, Ihr könnt Euch Törnvorschläge anzeigen lassen und direkt Euren Urlaub buchen. Wer noch nie ein Boot gesteuert hat, für den sind die Ausmaße und die gewisse Schwerfälligkeit (logisch: 15 PS müssen 6 Tonnen Boot bewegen, das geht nicht zack-zack!) zuerst ungewohnt, aber man kommt sehr schnell mit dem Steuern und Anlegen zurecht. Wir haben auf jeden Fall noch nicht genug vom Schippern mit dem Holzschuppen…

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