Die Marburg-Krimis „Auge um Auge“ und „Der Kasematten-Mörder“ von Jürgen Hövelmann
Oh wie spannend, es gibt zwei tolle Krimis, die in „meiner“ Stadt spielen! OK, ich habe nie in Marburg gewohnt, bin aber dort zur Schule gegangen, habe dort studiert und weil es die größte Stadt im Kreis ist, ist es auch irgendwie meine Stadt.
Jedenfalls ist es sehr unterhaltsam, gemeinsam mit der Hauptfigur der Krimis – Kommissar Nau – loszuziehen und immer wieder bekannte Orte zu entdecken und genau vor Augen zu haben, an welcher Stelle sich die Figuren im Buch gerade bewegen.
„Auge um Auge“
Den Anfang macht „Auge um Auge“, der erste Marburg-Krimi von Jürgen Hövelmann. Eigentlich wollte Kommissar Gisbert Nau seinen Vorruhestand genießen und ist zurück in seine alte Heimat Marburg gezogen. Mit Golden Retriever Pepper lange Spaziergänge machen, Musik hören und es sich gutgehen lassen – soweit die Theorie, die leider schnell einer ganz anderen Praxis weichen muss. In der Universitätsstadt hat es einen Mord gegeben.
Ein junger Chirurg wurde brutal ermordet und die „Kollegen“ reaktivieren Kommissar Nau, der sich schon bald mitten in verzwickten Ermittlungen wiederfindet. Gemeinsam mit seinen neuen Kollegen Ludwig Reckmann und Peter Löwenstein macht sich Nau an die Arbeit, um dem Mörder auf die Spur zu kommen. Dabei stellen die Ermittler und die junge Gerichtsmedizinerin Katja Wenzel etwas Gruseliges fest: Der Täter hat im Mund des Chirurgen, dem die Kehle durchgeschnitten wurde, eine Nachricht für Kommissar Nau hinterlassen!
Während die Ermittlungen laufen, taucht ein zweites Mordopfer auf, ein Obdachloser, der ebenfalls umgebracht und an ein Brückengeländer gekettet wurde. Auch dieser Ermordete hält eine Botschaft für die Polizisten bereit, diesmal in Form einer Tätowierung…
Im Laufe der Ermittlungen kommt echte Gefahr ins Spiel: Beide Mordopfer hatten Kontakt zu einem Virologen und den Kommissaren kommt ein schlimmer Verdacht: Wollen sich Kriminelle etwa Zugang zum Hochsicherheitslabor und den tödlichen Viren verschaffen?
Die Handlung nimmt immer mehr Fahrt auf und das furiose Finale ist wirklich ein Knaller! Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen… Dazu kommt, dass Kommissar Nau und seine Fellnase Pepper sehr sympathisch sind und sein kleiner Flirt für die Pathologin vielversprechend ist. 😉
„Der Kasematten-Mörder“
Auch im zweiten Marburg-Krimi von Jürgen Hövelmann wird nichts aus einer geruhsamen Zeit für Kommissar Nau, denn erneut kommt es zu Morden in der mittelhessischen Stadt. Dieses Mal verschlägt es die Ermittler und Leser in die Marburger Unterwelt: In den Kasematten am Schlossberg wird ein junger Student gefunden. Ermordet. Er wurde erstochen, die Leiche während einer Führung durch die Kasematten entdeckt.
Für Kommissar Nau und seine Kollegen heißt es, im Umfeld des Studenten zu ermitteln und dabei immer tiefer in die Gepflogenheiten der Studentenverbindung der „Elisabethaner“ einzutauchen. Nau beschließt, den Studenten näherzukommen und quartiert sich in einem Gästezimmer der Verbindung ein.
Dabei stößt er auf Streitereien, die zweifelhafte Vergangenheit eines bekannten Professors und die Geheimnisse der Kasematten. Die dunklen, verzweigten Gänge beschreibt Jürgen Hövelmann so plastisch, dass ich mir auf meiner To-Do-Liste notiert habe, im Frühjahr selbst einmal an einer Führung teilzunehmen (hoffentlich, ohne dabei auf eine Leiche zu stoßen!).
Es bleibt nicht bei einer Leiche, und während der Ermittlungen geraten Nau und Peppper in brenzlige Situationen. Auch im Privatleben des Kommissars gibt es Hoffnung auf ein Happy End: Nau macht überraschend Bekanntschaft mit einer Höhlenforscherin und es könnte sich mehr daraus entwickeln…
Mein Fazit zu den Marburg-Krimis: Unbedingt lesenswert! Auch Leser, die Marburg nicht kennen, bekommen sehr schnell ein Bild von der Universitätsstadt mit ihrer hübschen Oberstadt und den Orten in der Umgebung. Ein sympathischer Kommissar, schlüssige Handlungen und spannende Fälle machen Lust auf weitere Nau-Abenteuer.
Autor Jürgen Hövelmann im Interview
Ich bin sehr froh, dass Autor Jürgen Hövelmann sich die Zeit genommen hat, ein paar neugierige Interviewfragen zu seinen Büchern und seiner Arbeit als Autor zu beantworten. Schließlich brennen einem doch nach jedem Buch etliche Fragen unter den Nägeln und wann hat man schonmal die Chance, direkt beim Autor nachzufragen?
krimiundkeks: Wieviel Hövelmann steckt in Kommissar Nau?
Jürgen Hövelmann: Es ist natürlich so, dass gewisse eigene Ansichten und Verhaltensweisen eines Schriftstellers auch in dessen Hauptakteur einfließen können. Ebenso verhält es sich bei mir. Gewisse Dinge wie der Musikgeschmack, aber auch Charaktereigenschaften, wie das Bestreben, nichts und niemanden vorschnell zu verurteilen, spielen da mit hinein.
krimiundkeks: Haben Sie Vorbilder unter Ihren Autorenkollegen, die Sie inspirieren oder beeinflussen?
Jürgen Hövelmann: Es gibt zahlreiche Autoren, von denen ich mich in gewisser Weise beeinflusst sehe. Zuallererst zu nennen ist Edgar Alan Poe, der als einer der Erfinder von Kriminalgeschichten zu nennen ist. Auch Stephen King beispielsweise habe ich viel gelesen. Ich fühle mich aber nicht nur mit „Crime & Thrill“ verbunden, sondern es haben mir auch Autoren wie Umberto Eco angetan.
krimiundkeks: Haben Sie ein Herz für Hunde?
Jürgen Hövelmann: Ich habe allgemein ein Herz für Tiere, allerdings habe ich selten welche besessen (was ja kein Widerspruch sein muss!). Ich lasse meinen Kommissar Nau so mit seinem Vierbeiner interagieren, wie ich es selbst versuchen würde, wenn ich einen Hund besäße. Grundsätzlich habe ich große Achtung vor Tieren, und so macht mich deren industrielle „Verwertung“ und Ausbeutung sehr nachdenklich. Dabei bin ich selbst eher inkonsequent, trinke Milch und konsumiere tierische Produkte. Immerhin achte ich darauf, dass bei mir höchstens 1-2 mal pro Woche Fleisch und/oder Aufschnitt auf den Tisch kommt.
krimiundkeks: Wie und wo recherchieren Sie für Ihre Krimis?
Jürgen Hövelmann: Als Autor habe ich ja in gewissem Rahmen die Freiheit, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Andererseits müssen Dinge wie örtliche Angaben, oder beispielsweise die Verhältnisse in Burschenschaften aus „Der Kasematten-Mörder“ natürlich seriös recherchiert sein. Diese Recherchen setzen sich meist zusammen aus konkreten Nachforschungen im Internet oder anderen Quellen, oder auch bei Gelegenheit persönlichen Gesprächen mit Betroffenen.
krimiundkeks: Ihr Lieblingsplatz in Marburg?
Jürgen Hövelmann: Wo man viel Schönes vorfindet, fällt es schwer, den oder die Schönste(n) zu benennen. Ich spaziere beispielsweise gerne an der Lahn lang. Auch der Alte Botanische Garten ist ein Kleinod. Andere Orte wie das Schloss mit dem naheliegenden Park oder der Marktplatz liegen ganz klar auf der Hand. Insgesamt liegt es an der Fülle solcher reizvoller Orte, die mich dazu bewogen hat, meine Romane in Marburg spielen zu lassen. Viele dieser Orte sind nicht nur schön, sondern haben eine ganz eigene, fast mystisch angehauchte Note.
krimiundkeks: Was ist für Sie typisch Marburg?
Jürgen Hövelmann: Eine Frage, die der vorherigen nicht unähnlich ist. Wenn man einmal von den vorgenannten Orten und Plätzen absieht, ist es für mich sicherlich das Gefühl, in einer Stadt zu leben, die trotz ihrer zahlreichen historischen Gebäude niemals angestaubt oder antiquiert daherkommt. Irgendwie habe ich immer das Gefühl, mich in einer „jungen“ Stadt zu befinden. Dies liegt nicht nur an der ständigen „Blutauffrischung“ durch nachrückende Studenten, sondern nicht zuletzt auch an zahlreichen alteingesessenen Marburgern, die sich eine gewisse Jugendlichkeit im Denken und Verhalten bewahrt haben. Ich denke, dass sich meine Marburg-Krimis nicht zuletzt durch diesen ganz speziellen „Marburg-Spirit“ auszeichnen.
krimiundkeks: Und der Dauerbrenner unter den Fragen: Kriegen Sie sich?
Jürgen Hövelmann: Ich nehme an, die Frage zielt auf die möglicherweise aufkeimende Beziehung zwischen Kommissar Nau und der Höhlenforscherin vom Ende des Romans „Der Kasematten-Mörder“ ab. Nun, (schmunzelnd) es hat natürlich seinen Grund, warum ich den/die Leser(in) etwas im Unklaren lasse, ob die beiden tatsächlich zueinander finden. Dieses kleine Spannungsmoment möge er/sie doch bitte mit in den nächsten Roman nehmen, der voraussichtlich irgendwann in 2017 herauskommen wird. Es sei nur so viel gesagt (wieder schmunzelnd): „Es sieht ganz gut aus….“
Jürgen Hövelmann: Auge um Auge. Ein Marburg-Krimi, Gmeiner Verlag, 249 Seiten, ISBN 978-3-8392-1893-8, 9,99 Euro (auch als E-Book und PDF erhältlich)
Jürgen Hövelmann: Der Kasematten-Mörder. Ein Marburg-Krimi, Gmeiner Verlag, 311 Seiten, ISBN 978-3-8392-1894-5, 11,99 Euro (auch als E-Book und PDF erhältlich)