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„Was du nicht siehst“ garantiert schlaflose Nächte

Der neue Psychothriller von Leonie Haubrich ist nichts für schwache Nerven

Was ist Wahrheit? Wann spielt mir die Fantasie einen Streich? Bin ich vielleicht schon kurz davor, verrückt zu werden? Fragen wie diese haben sich vermutlich schon viele Menschen gestellt. Liz, die Hauptfigur in Leonie Haubrichs neuestem Psychothriller „Was du nicht siehst“ stellt sich alle drei gleichzeitig. Jeden Tag. Und jeden Tag ein bisschen mehr. Und das in einer Intensität, dass einem als Leser ein Schauer nach dem anderen über den Rücken läuft – ein Psychothriller, der für schlaflose Nächte sorgen kann. 

Nach einem Rückblick in die Kindheit der kleinen Liz begegnet der Leser der erwachsenen Liz zu Beginn des Buches auf dem Polizeirevier. Die junge Frau, die als Psychologin ihre eigene Praxis betreibt, befindet sich mitten in einer Vernehmung. Sie wurde verhaftet, weil sie einen Einbrecher in ihrer Wohnung niedergeschlagen und schwer verletzt hat. Die Angst, der aus dem Gefängnis entlassene Straftäter, der jetzt in ihrer Nachbarschaft wohnt, habe sie umbringen wollen, sei der Grund für ihren Angriff gewesen.

Doch war das wirklich der Grund? Kann es nicht auch sein, dass Liz von ihren alten Ängsten aus der Kindheit – insbesondere vor Nachtfaltern, die sie in der Dunkelheit flatternd als kleines Mädchen zur Verzweiflung gebracht haben – eingeholt wird? Was ist wirklich geschehen? Fakt ist: Es geschieht nicht nur ein Mord in Liz Nähe, es verschwinden auch Dinge aus ihrer Wohnung und der Hund ihrer Freundin, auf den sie aufpasst, ist ebenfalls nicht mehr zu finden – oder hat sich Liz alles nur eingebildet?

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In getrennten Handlungssträngen löst Autorin Leonie Haubrich die Geschichte Schritt für Schritt auf. Die Szenen auf dem Polizeirevier erzählt sie im Wechsel mit der Zeit elf Tage vor der Verhaftung. Dabei verzahnen sich Begegnungen aus Liz‘ privatem Umfeld mit Themen aus ihrem Beruf als Kinder- und Jugendpsychologin, mit der Beziehung zu ihrem geschiedenen Mann Christopher und dem schwierigen Verhältnis zu Liz‘ Vater. Doch wer jetzt annimmt, dass die Puzzleteile der Reihe nach zusammengesetzt werden und sich bald ein klares Bild ergibt, der irrt.

Subtile Spannung

Leonie Haubrich verzichtet nahezu komplett auf blutrünstige Beschreibungen oder Schockmomente, sondern versteht es bestens, den Spannungsbogen sehr subtil zu seinem Höhepunkt zu führen. Dieses Gruseln ohne Gruselelemente ist teilweise derart intensiv, dass ich das Buch abends als Bettlektüre zur Seite legen musste – zu spannend, das hätte mir sicher den Schlaf geraubt. 😉

Im Verlauf der Handlung fragt man sich als Leser selbst, ob Liz‘ Fantasie ihr nicht vielleicht doch einen Streich spielt und sie die Nerven verliert. Gleichzeitig ist das Mitleid mit der jungen Frau groß und man ertappt sich dabei, ab und an zu denken „Dass mir so etwas bloß nie passiert. Wie schrecklich, wenn einem einfach niemand glaubt!“. Die Auflösung kommt schließlich überraschend, aber dennoch sehr schlüssig.

Mein Fazit: Wer Psychothriller mag, die ohne großes Blutvergießen auskommen und voller spannungsgeladener Atmosphäre sind, wird mit „Was du nicht siehst“ großen Lesespaß haben und das Buch nicht eher aus der Hand legen können, bis der Fall geklärt ist.

„Was du nicht siehst“ ist der fünfte Psychothriller von Leonie Haubrich. Im Sommer 2016 habe ich gemeinsam mit anderen Bloggerinnen ihren Psychothriller „Je schwärzer die Nacht“ in einer spannenden Blogtour vorgestellt. Die in Wiesbaden lebende Autorin veröffentlicht außerdem Romane unter ihrem Realnamen Heike Fröhlich.

Leonie Haubrich: „Was du nicht siehst“, Psychothriller, 230 Seiten, erschienen im Selbstverlag, 978-1520989839, 9,99 Euro (Taschenbuch)

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