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Halali: Wer erschoss den Jäger? „Bocktot“ von Ilona Schmidt

Ein spannender Frankenkrimi mit viel Jägerlatein

Man versetze sich in die Lage einer Försterin. Gemeinsam mit ihrem Mann, passionierter Hobbyjäger, sitzt sie eines Abend auf Wild an. Sie auf ihrem Hochstand, ihr Mann auf einem anderen. Plötzlich ist der Ehemann verschwunden. Tot. Erschossen liegt er neben dem Hochsitz. Das eigene Leben liegt auf einmal in Scherben vor einem und die Familie ist zerstört. Ein Alptraum? In der Tat, und für Försterin Astrid Mechtinger wird er in Ilona Schmidts Krimi „Bocktot“ wahr. Bei der gemeinsamen Jagd wird Astrids Ehemann Holger Mechtinger erschossen. Was genau passiert ist, daran kann sich seine traumatsierte Frau nicht erinnern. Das stellt auch der ermittelnde Kommissar Richard Levin sehr schnell fest. Was ist im Wald passiert? Wurde Holger Mechtinger bei einem Unfall durch sein eigenes Gewehr getötet? War es ein Jagdunfall oder kaltblütiger Mord? Hat der Tod des Hobbyjägers vielleicht etwas mit den beiden anderen Toten zu tun, die kürzlich in der Gegend gefunden wurden?

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Coverabbildung: Gmeiner Verlag

Kommissar Levin sieht sich einer kniffligen Aufgabe gegenüber, denn wie sich im Laufe der Ermittlungen heraustellt, führte der beliebte Lateinlehrer ein durchaus interessantes Leben: Mechtinger war nicht nur im Coburger Ableger der „Pegida“-Bewegung aktiv – der sogenannten „Cogida“ – er hatte auch seine Ehefrau betrogen. Auch ansonsten ist die Familiengeschichte der Mechtingers alles andere als langweilig.

Nicht nur Försterin Astrid und ihre Familienangehörigen sind clever konstruierte Charaktere, auch Kommissar Levin bringt ein interessantes Privatleben und eine belastende berufliche Vorgeschichte mit. Dass er in diesem Franken-Krimi auch noch eine neue, für ihn nicht gerade angenehme Chefin vorgesetzt bekommt, macht die Sache nicht unbedingt leichter.

„Bocktot“ ist ein Regionalkrimi, der von Anfang bis Ende nichts von seiner Spannung einbüßt. Bis zum Schluss rätselt man als Leser mit, wie Mechtinger letzten Endes ums Leben kam und wie die Handlungsstränge zusammengehören. Autorin Ilona Schmidt schreibt aus meiner Sicht sehe gefällig und das Buch lässt sich leicht in einem Rutsch lesen – schon allein, weil die Neugierde einen dazu treibt, Seite für Seite umzublättern und endlich das Ende der Geschichte zu erfahren. Quasi nebenbei „jubelt“ die Autorin ihrer Leserschaft aus Jagd und Forst unter. Nicht zuletzt ist auch der Titel selbst, „Bocktot“, ein Begriff aus der Jägersprache. Mich hat es keinesfalls gestört, auch etwas über Wildhege und den Umgang mit der Jagdwaffe zu lesen – wer sich daran stört, kann diese Passagen auch getrost etwas flüchtiger überlesen, denn zur Aufklärung des Falls tragen sie ohnehin nicht bei.

Ilona Schmidt schafft es in ihrem Franken-Krimi, auch Bezüge zu aktuellen und brisanten Themen wie „Pegida“, der Flüchtlingsthematik und Menschenhandel herzustellen, was mir besonders gut gefallen hat. Überzeugend und intelligent baut sie diese in ihre Krimi-Handlung ein.

Mein Fazit: „Bocktot“ macht Spaß und lädt dazu ein, selbst mitzurätseln, wer der Täter ist. Das Buch bringt neben Lokalkolorit und aktuellen Themenbezügen auch interessant gestaltete Charaktere mit – gerne lese ich einen weiteren Fall mit Kommisar Richard Levin (der übrigens in seiner Freizeit Spaß an mittelalterlichen Rollenspielen hat).

Ilona Schmidt: „Bocktot“, Gmeiner Verlag, 320 Seiten, ISBN 978-3-8392-2047-4, 11,99 Euro (Taschenbuch), 9,99 Euro (eBook)

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