Aus dem Süden, Krimis
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Eine Tote wird lebendig: „Brunnenleich“

[Werbung, Rezensionsexemplar]

In seinem zweitem Fall wird Kommissar Levin gleich doppelt mit der Vergangenheit konfrontiert

In Coburg geht es hoch her, denn die ganze Stadt ist in Feierlaune: Das Schlossplatzfest zieht nicht nur jede Menge Besucher an, auch Kommissar Richard Levin und seine Kollegen stürzen sich ins Getümmel. Mittendrin ist auch: eine Frauenleiche. Eben noch zu Salsaklängen gefeiert, steckt das Team um Levin und die neue Chefin Maxi mitten in der Mordermittlung. Dass dieser Fall weit in die Vergangenheit zurückreicht und ihnen dabei eine scheinbar lebende Tote begegnet, können die Polizisten noch nicht ahnen… Die eigentliche Geschichte um die Leiche im Coburger Brunnen liegt 17 Jahre zurück. Walter Hauptmann, dessen Frau Melinda und Walters Bruder Felix schippern auf einer Segelyacht in der Karibik. Es kommt zum Streit, alle sind sturzbetrunken, das Ergebnis: Walter landet im Gefängnis in der Dominikanischen Republik, weil er angeblich seine Ehefrau getötet haben soll. Cut. Zeitsprung über 17 Jahre, Ortswechsel. Während der Ermittlungen stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um eben diese Melinda Hauptmann handeln soll. Doch wie kann das möglich sein? Ist die Dame etwa gleich zweimal gestorben? Warum einmal in der Karibik und Jahre später in Coburg? Und welche Rolle spielen der inzwischen aus der Haft entlassene Gatte und dessen Bruder bei der ganzen Sache?

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Coverabbildung: Gmeiner Verlag

Wer ist die Tote aus dem Brunnen?

Für Richard Levin und seine Kollegin beginnt eine Zeit des Rätselratens. Der Fall zieht immer kuriosere Kreise und die Verwicklungen aller Toten, Lebenden, Zeugen und Co. werden immer dichter. Ilona Schmidts aktueller Krimi „Brunnenleich“ kommt schnörkellos und im Stil klassischer Krimis daher: Es gab einen Mord, jetzt begleitet der Leser die Kommissare bei der Aufklärung des Verbrechens. Schon Ilona Schmidts zuletzt erschienenes Buch „Bocktot“ hat mir aufgrund seiner Erzählweise, der Figuren und des Sprachstils der Autorin sehr gut gefallen. Auch der neue Fall konnte mich überzeugen. Schmidt füllt die 320 Seiten mühelos, ohne dass die Handlung Gefahr läuft, Längen zu bekommen.

Interessant fand ich schon beim letzten Mal die Figur des Richard Levin. Einerseits bei den Kollegen beliebt und forsch im Auftreten, andererseits nachdenklich und mit einer gewissen Schüchternheit versehen. Zwischen ihm und der neuen Vorgesetzten Maxi Frohn kommt es immer wieder zu Reibereien und auch im neuen Fall ist genügend Spannung vorhanden. Doch die beiden kommen sich mit der Zeit näher – wie nah, das verrate ich Euch aber natürlich nicht! Hinzu kommt, dass Levin herausfindet, dass er Maxis Vater mehr als gut aus seiner eigenen Vergangenheit kennt…

Interessante Handlung, sympathische Ermittler, ein ordentlicher Spannungsbogen, der vom unschuldig Inhaftierten über eine wiederauferstandene Tote bis zum erpressten Lokalpolitiker so einiges zu bieten hat und schließlich ein Showdown, der sehr überraschend kommt: „Brunnenleich“ macht Spaß und hat mich vom ersten Kapitel an mitgenommen. Apropos Kapitel: „Brunnenleich“ besteht aus 48 Kapiteln, und jedes trägt die Überschrift der Figur, die auf den nächsten Seiten eine wichtige Rolle spielt beziehungsweise aus deren Perspektive das Kapitel erzählt wird. Das erleichtert die Orientierung bei den Zeitsprüngen und den zahlreichen Personen und trägt zur Lesefreundlichkeit bei.

Das Fränkische kommt natürlich auch nicht zu kurz. Immer wieder bringt Ilona Schmidt – die übrigens selbst in Nürnberg aufgewachsen ist – Begriffe aus dem Fränkischen ein. So erfährt der nicht-fränkische Leser, wo genau man eigentlich Semmel, Brödla und Weggla isst, wenn man sich beim Bäcker ein Brötchen kauft. Wenn schon Regionalkrimi, dann auch gerne mit Lokalkolorit – ich zumindest mag’s immer sehr, wenn man auch sprachlich einen Eindruck von der Gegend bekommt, in der der Krimi spielt.

Mein Fazit: „Brunnenleich“ ist kurzweiliges, solides Krimihandwerk, das Spaß macht. Die Story überzeugt, die Ermittler sind interessant gestaltet und machen Lust auf eine Forsetzung. Ich für meinen Teil will unbedingt wissen, wie es mit Levin und Maxi weitergeht…

Ilona Schmidt: „Brunnenleich“, Gmeiner Verlag, 320 Seiten, ISBN 978-3-8392-2344-4, 12 Euro (Taschenbuch), 9,99 Euro (eBook)

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