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Spannende Suche nach einem Psychopathen: „Schonungslos offen“

„Schonungslos offen“: Ein Serienmörder hält die Kommissare im Markgräflerland in Atem

Von wegen ländliche Idylle im Südwesten Deutschlands: In „Schonungslos offen“ schickt Irene Matt ihre Chef-Ermittlerin Alexandra Rau auf die Suche nach einem skrupellosen Serienmörder. Gleich mehrere Leichen gehen auf sein Konto und auch die erfahrene Komissarin gerät in Gefahr.Kaum hat Kriminalhauptkommissarin Alexandra Rau ihren letzten Fall abgeschlossen, wird sie auch schon zur nächsten Leiche gerufen. Gitano Patelli, ein junger und bildhübscher Sinto wird erwürgt auf einem Grillplatz am Rheinufer gefunden. Gab es Streit in der Großfamilie? Hatte er Beziehungsprobleme mit seiner Freundin? Die ersten Ermittlungen bringen keine neue Erkenntnisse für Kommissarin Rau und ihr Team.

Noch während sie nach dem Mörder des jungen Mannes suchen, meldet eine vietnamesische Familie ihre Tochter als vermisst.

Psychopath legt sein Seelenleben schonungslos offen

Dass ein Psychopath gejagt wird, ist bereits nach wenigen Seiten klar: Ein gewisser Friedrich von Stosch stellt sich dem Leser nämlich selbst vor und erklärt, dass er „wesentliche Ereignisse“ seines Lebens aufzeichnen werden – denn diese „schonungslose Offenheit“ dem Therapeuten helfe Patienten, sich zu heilen. Er also breitet sein Leben vor einem imaginären Therapeuten aus und lässt den Leser an seinem Inneren teilhaben.

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Zurück zu den Kommissaren: Nicht nur die Suche nach Gitanos Mörder, auch die Suche nach der verschwundenen Vietnamesin Kim kommt keinen Schritt weiter. Nach Alexandras Urlaub steht fest, dass es einen Beitrag im TV-Magazin „Aktenzeichen XY“ geben soll. Die Ermittler erhoffen sich Hinweise aus der Bervölkerung, die sie einen Schritt weiterbringen könnten. Mit einer kleinen Provokation wollen sie den Täter aus der Reserve locken…

Als kurz nach der Sendung eine weitere Studentin erdrosselt im Feld gefunden wird und auch noch eine Ärztin von ihrer Nachtschicht nicht nach Hause kommt und wie vom Erdboden verschluckt scheint, wird Alexandra Rau eines immer klarer: Hier ist ein Serienmörder am Werk. Dass dieser – verärgert durch die Bezeichnung als „Allerweltstyp“ in der Fernsehsendung – es auch auf die Kommissarin abgesehen hat, ahnt sie allerdings nicht im Entferntesten. Ein Psycho-Katz-und-Maus-Spiel vom Feinsten beginnt und schaukelt sich bis zum Finale auf.

Was soll ich sagen: Ich mochte Alexandra Rau vom ersten Moment an. Irene Matt hat mit ihr eine extrem authentische und sympathische Ermittlerin geschaffen, die man gerne auf ihrem Weg durch die Handlung begleitet. Den ersten Fall für Alexandra Rau und Isidor Rogg habe ich nicht gelesen, aber auch ohne dieses Vorwissen findet man schnell in „Schonungslos offen“ hinein.

Den Assistenten Isidor fand ich anfangs echt schräg: Mit seinem Rucksack, den Nüssen und Möhren vom eigenen Hof und seinem außergewöhnlichen Hobby, Etymologie, wirkte er auf mich zuerst eher wie ein Öko-Student und nicht wie ein Polizist. Dieser Eindruck legte sich allerdings schnell und der leicht verschrobene Isidor ist ein guter Gegenpart zur bodenständigen Kommissarin. Deren Mann ist übrigens auch vom Fach: Hermann unterstützt das Team als Profiler.

Irene Matt erzählt „Schonungslos offen“ aus zwei Perspektiven. Im Wechsel begleitet der Leser die Ermittler bei der Arbeit und liest die in der Ich-Perspektive geschriebenen Erinnerungen des offensichtlich psychisch kranken Herrn von Stosch. Die wechselnde Perspektive stört dabei den Lesefluss nicht, sondern baut einen Spannungsbogen auf, der sich von Anfang an durch den gesamten Krimi zieht.

Mein Fazit: „Schonungslos offen“ bietet neben der für einen Krimi unverzichtbaren Spannung auch eine Prise Humor, Lokalkolorit und gut ausgearbeitete Charaktere. Ich habe jedenfalls Lust auf einen weiteren Fall mit Alexandra Rau und Isidor Rogg.

Irene Matt: „Schonungslos offen“, Verlag am Eschbach, 282 Seiten, 20 Euro, ISBN: 978-3-86917-801-1

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