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Ein echter Cold Case für Kluftinger: „Funkenmord“

In seinem neuen Fall löst Kommissar Kluftinger einen Fall, der ihn seit Beginn seiner Laufbahn beschäftigt

Kluftinger kommt kaum zum Luftholen: Er rollt einen alten Fall noch einmal auf, muss mit dem Tod seines Kollegen Eugen Strobl klarkommen, wird zum Interims-Polizeipräsidenten, bekommt ein neues Team-Mitglied und dann ist da auch noch die Sache mit der Thermomix-Vorführung bei Langhammers… Die „Kluftinger“-Bände von Volker Klüpfel und Michael Kobr gehören eindeutig zu den Krimis, auf deren Erscheinen ich mich schon immer Monate vorher freue. Klufti ist schließlich auch „Schuld“ daran, dass ich mich überhaupt mit dem Regionalkrimi-Virus infiziert habe.

Der schrullige Kommissar aus dem Allgäu hat mich sofort gehabt. Ich liebe einfach Krimis, die nicht nur harte Fälle und gut recherchierte Ermittlungsarbeit bieten, sondern auch eine große Portion Humor. Stichwort Münster-Tatort, das ist auch genau mein Fall. Ich kann schon vorab so viel verraten: Die Lachmuskeln werden auch beim neuen „Kluftinger“ wieder ausgiebig trainiert.

Kluftinger hat einen neuen Feind: die Waschmaschine…

Zurück zum Fall. Um die Geschichte zu verstehen, muss man etwas Vorwissen aus dem letzten Band mitbringen. Dieser endete damit, dass Kluftinger im Wald bei einer Verfolgungsjagd niedergeschlagen wurde, dabei seine Dienstwaffe abhanden kam und sein langjähriger Team-Kollege Eugen Strobl erschossen wurde. Puh, ganz schön harter Tobak für einen Allgäu-Krimi. Während das Team versucht, langsam wieder Fuß zu fassen, hat der Chef einen Plan: Er will einen alten Fehler wieder gutmachen und sich einen Cold Case vornehmen. Als er junger Polizist war, wurde die junge Lehrerin Karin Kruse brutal umgebracht. Am Funkensonntag hat man sie an ein Kreuz gefesselt und verbrannt. Kluftinger hat ihren Geliebten damals verhaftet und ins Gefängnis gebracht – im Nachhinein hat sich dann aber herausgestellt, dass er nicht der Mörder war.

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Karin Kruses Mörder läuft also immer noch frei herum, was Kluftinger ändern will. Richie Maier und Roland Hefele sind skeptisch und halten es für überflüssig, den Cold Case noch einmal aufzuarbeiten. Wer sofort dabei ist, ist Lucy Beer. Wer? Genau: Kluftis Team bekommt weibliche, sehr selbstbewusste Verstärkung. Die junge, forsche Polizistin ist Feuer und Flamme und stürzt sich mit Kluftinger in die Arbeit.

Zu Hause dagegen stürzt sich der Kommissar selbst in die Arbeit. Seine Frau Erika leidet nämlich sehr unter dem Überfall auf ihren Mann und wird von Panikattacken gebeutelt. Sie zieht sich mehr und mehr zurück und noch nicht einmal die geliebten Kässpatzen kocht sie für ihr „Butzele“. Klufti kämpft in „Funkenmord“ also nicht nur gegen das Verbrechen, sondern auch gegen den Haushalt. Die Waschmaschine wird zum Erzfeind und beim Thermomix-Abend im Hause Dr. Langhammer schlägt Kluftis große Stunde. Wäre doch gelacht, wenn diese Zuabermaschine Erika nicht wieder aufmuntern könnte. Ich habe mich weggeschmissen vor Lachen und freue mich schon jetzt auf die Verfilmung – herrlich!

Während Kluftinger den eigentlichen Mörder von Karin Kruse sucht, werden wie nebenbei einige hochaktuelle Themen behandelt: Frauen in Führungspositionen, ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe, die Kommunikation über Smartphones und Messenger-Apps und nicht zuletzt Homosexualität und die Rolle der Kirche. Chapeau, liebe Autoren! Und das alles ganz ohne erhobenen Zeigefinger, sondern immer mit einem Augenzwinkern (oder auch zwei!).

Muss ich erwähnen, dass es Kluftinger am Ende natürlich gelingen wird, den wahren Mörder zu finden und die Akte Karin Kruse zu schließen? Auch die Taufe des Kluftingerschen Enkelkinds wird schließlich doch noch (fast unfallfrei) vollzogen.

Mein Fazit zu „Funkenmord“: Unbedingt lesen! Auch im elften Fall bringen Klüpfel und Kobr eine Menge Wortwitz und Spannung mit. Die Anteile von Klamauk und Spannung sind sehr gut ausbalanciert und halten sich über fast 500 Seiten hinweg die Waage. Hatte ich im vergangenen Fall noch die leise Befürchtung, dass Klufti bald in Rente gehen könnte, hat sich diese im neuen Band gelegt. Ich hoffe, dass der verschrobene Kommissar den Regionalkrimi-Freunden noch lange erhalten bleibt und freue mich schon auf den nächsten Fall aus dem Allgäu…

Volker Klüpfel/Michael Kobr: „Funkenmord“, Ullstein, 489 Seiten, ISBN: 978-3-550-08180-4, 22,99 Euro (Hardcover)

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