Tolle Rundwanderung über ein echtes Felsenmeer unterhalb des Latemar
Nicht nur für abenteuerlustige Kinder ist die Rundwanderung auf dem Labyrinth-Steig am Latemar ein echtes Highlight im Südtirol-Urlaub.
Wandern, Aussicht genießen, gerne auch etwas kraxeln, der Natur nahe sein und nach einem anstrengenden Aufstieg einen köstlichen Kaiserschmarrn genießen: Klingt gut? Ist es auch. Dieses Gesamtpaket bekommt Ihr bei einer Wanderung auf dem Labyrinth-Steig am Latemar in den Südtiroler Dolomiten. Das Latemargebirge bildet quasi die Grenze zwischen Südtirol und dem Trentino. In der „Nachbarschaft“ befindet sich der berühmte Rosengarten, darunter der Karersee.

Wir waren zum ersten Mal am Latemar, als wir vor etwa 15 Jahren zum Skifahren im Skigebiet Carezza waren. Zack, Liebe auf den ersten Blick: Das wunderbare Hotel „Diana“ in Welschnofen mit seinem Wirt Albrecht, das kleine, aber feine Skigebiet und diese unfassbar schöne Berglandschaft. Nicht nur zum Skifahren, auch zum Wandern ist das Gebiet rund um den Rosengarten und den Latemar perfekt. Im Herbst gönnten wir uns spontan eine Auszeit in den Bergen und checkten für eine Woche bei Albrecht ein.
Die zackigen, zerklüfteten Felsen des Latemar schon vom Bett aus immer im Blick, planten wir eine Wanderung unterhalb des Gebirgsstocks. Wandermöglichkeiten gibt es dort jede Menge. Wir entschieden uns für eine Rundwanderung auf dem Labyrinth-Steig am Latemar. Tolle Ausblicke auf den Rosengarten, Wege, die durch den Latemarwald und über die Latemarwiesen führen und einiges an Kraxelei über mehr als mannshohe Felsbrocken – da sind wir doch sofort dabei.

Eins vorweg: Die Wanderung auf dem Labyrinth-Steig ist nicht für Kinderwagen und Hunde geeignet, da der Weg durch ein Felsenmeer führt und man teils klettern und hohe, unebene Stufen überwinden muss. Auch für kleine Kinder ist der Weg zu schwierig. Ihr solltet Trittsicherheit haben und feste Wanderschuhe tragen.

Wir haben am Grand Hotel Carezza geparkt, die Hauptstraße zum Karerpass überquert und sind dann zunächst auf dem Weg Nr. 12 gewandert. Der geschotterte Forstweg ist leicht zu laufen und führt etwas bergauf. Rechts zweigt irgendwann der Weg zum Mittersee und Karersee ab, den lassen wir aber liegen und bleiben weiter auf dem 12er Weg. Die imposanten Felswände des Latemar kommen näher.
Mitten im Wald biegen wir nach links auf den Weg Nr. 11 in Richtung Mitterleger ab. Jetzt wird es etwas steiler, aber der Forstweg ist immer noch geschottert und gut zu gehen. Wir machen an einer Bank eine Pause und genießen das Panorama des Rosengarten, das sich vor uns auftut. In der Ferne links vom Rosengarten ist bei dem tollen klaren Wetter auch der Schlern sehr gut zu sehen.

Heiter weiter heißt es für uns bis zum Mitterleger, einer Wiese auf einer Lichtung im Karer Wald. Dort wächst übrigens die Haselfichte, die für ihr Klangholz bekannt ist. Aus ihrem Holz werden Streichinstrumente hergestellt. Bisschen schlaumeiern muss ja auch mal sein. 😉 Vom Mitterleger aus zeigt ein Wegweiser in Richtung Labyrinth. Der Weg Nr. 20 führt uns dann komplett durchs Felslabyrinth. Zunächst geht es auf einem Steig durch den Wald, alles noch ganz unspektakulär.

Plötzlich treten wir aus dem Wald und stehen quasi direkt im Geröll eines Bergsturzes. Rechts von uns ragt der Latemar steil auf, unter uns liegt der Karer Wald. Dann geht’s „richtig“ rein ins Labyrinth. Zwischen zwei meterhohen, gewaltigen Felsbrocken führt ein schmaler, niedriger Duchgang hindurch. Möge die Kraxelei beginnen!

Und wie sie beginnt: Der Labyrinth-Steig schlängelt sich über die vor langer Zeit vom Latemar herabgestürzten Felsen, die mal kleiner, mal größer, mal schroff, mal glatt sind. Manchmal muss man genauer hinschauen, um die rot-weiße Wegmarkierung nicht aus den Augen zu verlieren. Immer wieder bleiben wir stehen und staunen über die Masse an Gestein, durch die wir stiefeln.

Wir kommen uns winzig-klein vor in dieser großartigen Kulisse. Die Latemar-Wände sind zum Greifen nah und ragen geradezu senkrecht in den Himmel. Der übrigens strahlend blau ist, einfach ein Wander-Traum. Wir sind auf dem Labyrinth-Steig fast allein. Nur selten kommen uns Wanderer entgegen, die den Steig in der entgegengesetzten Richtung laufen. Ausweichen ist jederzeit möglich, wenn man sich etwas konzentriert.

Der Labyrinth-Steig am Latemar führt stetig oberhalb des Karer Waldes entlang, sodass man jederzeit tolle Aussichten hat.

An manchen Stellen ist es nötig, die Hände zur Unterstützung zu nehmen und sich beim Auf- oder Abstieg über allzu große Stufen hochziehen oder abstützen zu können. Wir haben jedenfalls jede Menge Spaß dabei. Wir entdecken unser Ziel: Die Latmor-Hütte auf den Latemar-Wiesen.

Nachdem wir den Labyrinth-Steig hinter uns gebracht haben, gibt es zwei Möglichkeiten, um zur Hütte zu kommen: Entweder auf den breiten und sanft ansteigenden Wegen 21 und 13 oder etwas knackiger und steiler auf dem Steig Nr. 18, der zur Latemarscharte führt und dann über den Weg 18a zur Hütte. Ratet, wofür wir uns entscheiden…

Genau: Etwas Herausforderung muss noch sein, also ran an den Steig. Der geht auch direkt mal knackig los. Der schmale Steig führt steil durch den Wald hinauf. Anstrengend, wie man auch vermutlich an unserem Schnaufen hören kann.

Der Steig wird im oberen Teil sehr schmal und führt dicht am Abhang entlang, ausrutschen wäre jetzt nur mittelschön. 😉 Nach einem letzten steilen Stück sind wir am Abzweig zur Scharte angekommen und blicken noch einmal zurück über das Felslabyrinth und den Weg hindurch, den wir gegangen sind.

Die Scharte lassen wir Scharte sein und biegen links auf den Weg 18a über die Latemar-Wiesen ab. Dort erreichen wir nach einem Stück bergab und durch eine Viehweide hindurch die Latmor-Hütte. Die Hütte wurde erst im Sommer 2024 eröffnet, ist sehr modern eingerichtet und hat eine tolle Karte. Wir entscheiden uns beide für Kaiserschmarrn und alkoholfreies Weißbier. Inzwischen sind Wolken aufgezogen und es wird kühl. Mit dem Rücken an der Holzwand der Hütte und der restlichen Sonne im Gesicht lässt es sich aber hervorragend aushalten.

Nach dem köstlichen Kaiserschmarrn schauen wir noch kurz beim „Eggental Mountain Cinema“ etwas oberhalb der Hütte vorbei. Vor einem überdimensionalen Holzrahmen stehen Holzstühle wie im Kino in Reihen hintereinander. Platz nehmen, Bergpanorama genießen – besser als jeder Film.

Für uns geht es dann aber zügig weiter in Richtung Ausgangspunkt unserer Tour. Wir nehmen den Weg Nr. 13, der gemütlich durch den Wald hinunter bis zum „Grand Hotel Carezza“ führt. Auf dem breiten Forstweg kommen uns dann auch wieder mehrere Wanderer entgegen, wir scheinen doch nicht ganz allein unterwegs zu sein. Noch einmal die Straße überqueren und zurück ins Hotel.

Dort genießen wir das Latemar-Panorama noch einmal vom Whirlpool auf der Terrasse aus. Insgesamt waren wir ca. 14 Kilometer und fünf Stunden inklusive längerer Pause auf der Hütte unterwegs.
Seit November trage ich den Latemar übrigens immer bei mir: Ich habe mir den Berg als Symbol für meine Liebe zu den Bergen und den Dolomiten insbesondere auf den Arm tätowieren lassen.
