Alle Artikel in: Aus dem Norden

Sex, Drugs & Ostfriesland

„Ostfriesland Connection“ von Harald R. Risius Welches Wort passt nicht zu den anderen? Genau, Ostfriesland scheint mit Sex und Drogen eher wenig zu tun zu haben, doch nach der Lektüre von Harald R. Risius‘ Krimi „Ostfriesland Connection“ hatte ich ein anderes Bild von der idyllischen Gegend mit Deichen und Schafen. Die Handlung steigt direkt im Bett von Studentin Meike ein, die in Groningen studiert, aber in Emden lebt und sich als Drogenkurier etwas dazuverdient, indem sie kleine Mengen Haschisch nach Deutschland schmuggelt. Schon lange träumt sie vom ganz großen Wurf, um sich endlich den Traum vom Leben im Reichtum zu erfüllen und ihre Kindheit in einfachen Verhältnissen und den alkoholkranken Vater – der sie nach dem Tod der Mutter sexuell missbrauchte – endgültig hinter sich zu lassen. Tatsächlich bekommt sie kurz darauf die Chance, eine große Menge Haschisch von Rotterdam nach Aurich zu schmuggeln und greift zu. Parallel wird in die Arbeit der Kommissare Susi Wildtfang und Helmut Brunner eingeführt. Die Handlung beginnt etwas mehr als einen Monat nach dem ersten Kapitel: Ein junges Pärchen findet …

Mord in der Urlauberidylle

Kürzlich bekam ich ein Exemplar des Langeoog-Krimis „Wer liebt, stirbt zweimal“ (E-Book) von Monika Detering zur Verfügung gestellt. Ein Leseausflug an die Nordsee ist immer eine feine Sache, hier kommt die Rezension zum Buch: Sommer, Inselurlaub, Erholung am Meer – und mittendrin ein brennendes Haus, in dem die Leiche eines jungen Mädchens gefunden wird. Ein zweites Mädchen ist schwer verletzt. Während auf der Insel der Urlauberalltag weitergeht, beginnt für die Ermittler die Arbeit. Inselpolizist bekommt während der Saison Verstärkung von Hauptkommissarin Carla Bernstiel. Wer sind die Mädchen? Wo sind ihre Papiere, Kleidung und Handys? Wer hängt diese ominösen Gedichte an die Türen im Ort und was hat es mit der seltsamen Gemeinschaft der „Auserwählten“ auf sich, die auf Langeoog eine Tagung veranstaltet? Fragen, die sich nicht nur die Ermittler stellen, sondern auch den Leser ins Grübeln bringt. Wer die gezielt im Text versteckten Hinweise registriert und im Hinterkopf behält, kommt dem Mörder auf die Spur und findet sich bei der Aufklärung in seiner Vermutung bestätigt. Monika Deterings Krimi „Wer liebt, stirbt zweimal“ gehört in die …

Mörderische Heimatliebe oder: Warum sind Regionalkrimis eigentlich so angesagt?

Eifelkrimis, Kult-Kommissar Kluftinger, Krimis aus der Bretagne – beim Stöbern in der Buchhandlung stolpert man inzwischen förmlich über ganze Regale und Tische voller Regionalkrimis. Sogar im Fernsehen läuft die urkomische Eifel-Krimi-Serie „Mord mit Aussicht“ mit großem Erfolg. Während vor einigen Jahren das Krimi-Genre in der Literaturwelt ein eher angestaubtes Image hatte, boomen die Ermittlergeschichten aus allen Ecken des Landes (und aus anderen Ländern). Dabei ist eines (fast) allen Ermittlern gemein: Sie sind echte Typen mit einem hohen Wiedererkennungswert und meist seltsamen Marotten. Aus dem TV kennt man das vom „Tatort“, Stichwort Münster oder „Schimmi“ in den 80ern. Mich persönlich begeistern die Geschichten aus den unterschiedlichen Regionen sehr. Je verschrobener der Kommissar ist, umso sicher ist es, dass ich bei der Sache bleibe. Dabei denkt man bei „Heimat“ und „regional“ ja eigentlich eher an grüne Wiesen, heile Welt und blauen Himmel als an Mord und Totschlag. Vielleicht macht gerade das den Reiz der Regionalkrimis aus: Selbst in der heimatfilmverdächtigen Alpenkulisse lauert das Böse und leben Menschen ihre mörderischen Fantasien aus. Regionalkrimis sind immer ein tolles Geschenk …

Spannendes von der Kieler Förde

Mit Kiel verbinde ich ganz besondere Erinnerungen: Im vergangenen Mai haben wir dort im Leuchtturm Holtenau direkt am Wasser geheiratet. Mord und Totschlag kommen mir eher selten in den Sinn, wenn ich an diese Stadt denke. Ein Krimi, der an diesem für mich so interessanten Schauplatz spielt, musste natürlich gelesen werden. Und die Lektüre hat sich gelohnt: „Kiellinie“, das Krimi-Debüt von Angelika Svensson, ist spannend, bietet sympathische, interessante Charaktere und nimmt den Leser mit auf eine Tour durch Kiel und Umgebung. Ich persönlich finde es immer sehr unterhaltsam, wenn sich Figuren in Büchern an Orten bewegen, die ich selbst kenne. Aha, dort um die Ecke haben wir doch gestanden und aufs Wasser geschaut. Der Yachtclub  … sieht schick aus, das „Clubhaus“. Verletzte werden ins Uniklinikum gebracht, genau gegenüber lag das Hotel, in dem wir übernachtet haben. Die Hauptfigur in Svenssons erstem Fall an der Förde spielt Kriminalhauptkommissarin Lisa Sanders, die gemeinsam mit ihren Kripo-Kollegen ermittelt. Nicht weniger interessant ist Oberstaatsanwalt Dr. Thomas Freiherr von Fehrbach – arrogant, glatt, der Prototyp des versnobten Adligen. Kurz vor …

Fremdgehende Friesentorte

Das mir angetraute Geburtstagskind hatte einen etwas ungewöhnlichen Kuchenwunsch: „So etwas wie Friesentorte wäre toll, aber ich esse ja auch gerne Kuchen mit Nüssen und Äpfeln.“ Mal kurz überlegt, dann stand der Plan: Es wird eine „Fremdgehende Friesentorte“ geben. Statt wie im Original mit Pflaumenmus gehen die Mürbeteig-Streusel-Böden in meinem Rezept eine Liaison mit Sahne und einem Apfel-Kompott mit Nüssen und Rosinen, abgeschmeckt mit Zimt und Rum ein. Etwas entfernt vom Klassiker aus dem Norden, aber mindestens genauso lecker… Die Zutaten für 12 Stücke (Böden mit ca. 25cm Durchmesser) Für die Böden:  400g Mehl 1 Messerspitze Backpulver 1 Becher Saure Sahne (150g) 75g Zucker + 1 EL Vanillezucker 275g Butter, kalt und in kleingewürfelt Zuerst den Mürbeteig für die drei Böden machen. Dazu 250g Mehl, Backpulver, Hälfte Vanillezucker, Saure Sahne und 175g Butter zu einem glatten Teig verkneten. Der Teig klebt etwas, das liegt an der Sauren Sahne. In Frischhaltefolie wickeln und kaltstellen. Aus den restlichen Zutaten Streusel kneten. Beide Teige werden gedrittelt. Je ein Drittel Mürbeteig auf einem mit Backpapier ausgelegten Boden einer Springform …

Turbulentes aus Greetsiel

Aus Neugierde habe ich mir vor dem letzten Urlaub das e-Book-Schnäppchen „Granat für Greetsiel“ (2,99 Euro!) auf den Kindle geladen. Zum einen klang die Beschreibung ganz unterhaltsam, zum anderen mag ich die Landschaft um Greetsiel und die Nordseeküste und kenne die Handlungsorte aus einem Nordseeurlaub vor zwei Jahren. Um es gleich vorwegzunehmen: Krimi de luxe funktioniert sicher anders, aber als kurzweilige Urlaubslektüre eignet sich der erste Band über den ehemaligen Anwalt Jan die Fries und seine spannenden Ermittlungen auf eigene Faust ausgezeichnet. Zur Handlung: Die Kumpels Jan, Uz und Onno fischen neben einem Netz voller Krabben eine Frauenleiche aus der Nordsee. Für die Kripo steht schnell fest: Segelunfall. Doch die Schwester der Toten will nicht an einen Unfall glauben und bittet Jan um Aufklärung der Hintergründe. Da dieser der charmanten Eva keinen Wunsch abschlagen will, begibt er sich auf die Suche – und landet nicht nur in Abgründen, sondern auch in Lebensgefahr… Spätestens als auch noch eine zweite Leiche aus dem Hafenbecken gefischt wird, ist auch der Staatsanwältin klar, dass ein Segelunfall ausgeschlossen werden kann. …

Alles andere als verschlafene Nordsee-Idylle!

Sven Koch schreibt einen Krimi über das Nordsee-Nest Werlesiel – klingt zunächst unspektakulär, doch der harmlos klingende Autor entpuppt sich als Krimifuchs, der seiner Leserschaft die Abgründe der menschlichen Seele vor Augen führt. Zur Story: Im dichten Seenebel ereignet sich Gruseliges. Eine junge Frau, scheinbar schwer verletzt, taucht mitten in der Nacht verstört bei Fokko Broer auf – um beinahe im selben Augenblick spurlos zu verschwinden. Femke Folkmer, Leiterin der örtlichen Polizeidienststelle, nimmt die Ermittlungen auf. Überraschend bekommt sie prominente Unterstützung durch den strafversetzten „Superbullen“ Tjark Wolf, der nicht nur mit seinem Enthüllungsbuch aus dem Polizeileben für Aufsehen gesorgt hat, sondern auch durch Handgreiflichkeiten während einer Festnahme und die daraus resultierende Verbannung in den Innendienst. Dass es sich bei der vermissten jungen Frau um mehr handeln muss, wird sowohl Femke als auch Tjark schnell klar. Es kommt schlimmer, als beide annehmen, denn bei den Ermittlungen stoßen sie auf den Friedhof eines Serienmörders… „Dünengrab“ spiegelt alles andere als eine verschlafene Nordsee-Idylle wider! Wer sich auf den ruppigen „Bullen“ und sein Machogehabe einlässt und auch vor schwer …