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Mord unter Eintracht-Fans: „Einzige Liebe“

Ein Frankfurter Fußball-Krimi von Gerd Fischer

Beim Besuch der Frankfurter Buchmesse im Oktober stieß ich auf den Fußball-Krimi „Einzige Liebe“ von Gerd Fischer. Die Idee, einen Krimi im Fan-Umfeld spielen zu lassen, fand ich spannend – und als ich dann auch noch las, dass der Ermittler fast denselben Nachnamen hat wie ich, war die Neugierde endgültig geweckt. „Einzige Liebe“ ist bereits der achte Fall mit Kommissar Rauscher, aber auch ohne die vorherigen Fälle gelesen zu haben, macht der neueste Krimi auf jeden Fall Spaß. Was für ein Alptraum: Während Kommissar Andreas Rauscher gemeinsam mit seiner neuen Freundin Jana Kern – ebenfalls Kripo-Beamtin und Eintracht-begeistert – die Samstagspartie der Frankfurter Eintracht standesgemäß in einer Äbbelwoi-Kneipe verfolgt, klingelt das Handy: Ausgerechnet auf dem Stadion-Gelände der Frankfurter Eintracht wurde eine Leiche gefunden. Genauer gesagt: ein mit mehreren Messerstichen getöteter Eintracht-Fan in voller Montur. Schweren Herzens macht sich Rauscher samt Freundin Jana auf zum Tatort.

Der Tote ist der junge Björn Schlicht. Er galt als schon fanatischer Eintracht-Anhänger und lebte quasi für seinen Verein. Die Ermittlungen führen Rauscher und seine Kollegen tief in die Geschichte des Frankfurter Traditonsvereins und immer wieder tauchen Hinweise auf Meilensteine in der Eintracht-Historie wie etwa den damals spektakulären Verkauf des ungarischen Spielers Lajos Detari auf. Haben diese „ollen Kamellen“ etwa irgendetwas mit dem Tod von Björn Schlicht zu tun?

Familiäre Abgründe

Die Ermittlungen führen die Kripo-Beamten auch in familiäre Abgründe: So erfahren sie vom hasserfüllten Vater, dass Björn Schlicht seine Eltern in ein Altersheim abgeschoben hat, um sich voll und ganz der Leidenschaft Eintracht Frankfurt zu widmen und seine Freundin Meike Hartfeld zeigt sich zwar schockiert über den Mord an ihrem Freund – räumt aber schon kurze Zeit nach der Todesnachricht alle seine Fan-Artikel und persönlichen Dinge aus der gemeinsamen Wohnung und wirkt fast schon erleichtert darüber, ihn losgworden zu sein.

Auch die Fußball-Kumpels von Björn Schlicht geraten in das Visier der Ermittler. Eigentlich hätte jeder in der Lage sein können, Björn Schlicht zu töten – auch sein Vater kann sich nicht vom Verdacht befreien. Bleibt noch die etwas unklare Beziehung zu Extrem-Fan Heuner. Der alte Mann hat seine Wohnung zu einem wahren Eintracht-Museum umgestaltet und sammelt jeden noch so kleinen Fitzel an Informationen, den er über seinen Verein finden kann. Der Mann ist ein wandelndes Eintracht-Lexikon, wie Kommissar Rauscher schließlich auch feststellen darf.

Die Hauptfigur war mir von Beginn an direkt sympathisch, und auch, dass sich das Privatleben des Kommissars alles andere als unproblematisch gestaltet, macht die Figur nicht weniger sympathisch. Normalerweise bin ich kein allzu großer Fan von Krimis mit Ermittlern, deren Privatleben arg im Vordergrund steht. Da allerdings Rauschers Freundin Jana plötzlich Teil des Falls wird, bringt das noch zusätzlich Spannung in die Geschichte.

„Einzige Liebe“ hat mich durch eine schlüssige Story und einen sehr gefälligen Schreibstil überzeugt – ohne große Schnörkel, ohne Firlefanz, eben genauso wie die Figur des Andreas Rauscher.

Fazit: Wer gerne einmal einen Ausflug ins Fan-Milieu unternehmen möchte und auch nicht vor Frankfordder Gebabbel zurückschreckt, der wird mit „Einzige Liebe“ ganz sicher ein paar unterhaltsame Lesestunden verbringen.

Gerd Fischer: „Einzige Liebe“, mainbook, 244 Seiten, 10 Euro, ISBN: 978-3-946413-48-6

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