Der dritte interaktive Krimi von Lukas Pellmann spielt in der Wiener Blogger- und Instagram-Szene
Die schillernde Welt der Instagrammer und Influencer: Alle verteilen fröhlich Herzchen, schießen perfekt in Szene gesetzte Lifestyle-Fotos in hippen Locations und jeder nennt jeden gerne „Liebes“ und „Schatz“ – die absolute Online-Harmonie. Damit räumt Autor Lukas Pellmann in seinem neuen Krimi „Instamord“ allerdings ziemlich schnell auf, denn plötzlich gehört zu jedem der hippen Instawalks an die In-Places der Stadt eine Leiche – natürlich drapiert in einer perfekten Kulisse. In ihrem dritten Fall tauchen Chefinspektorin Vera Rosen und ihr deutscher Kollege, Kommissar Moritz Ritter, in die mal schillernde, mal verwirrende, mal oberflächliche Welt der Blogger und Instagrammer ein – und begeben sich auf eine sehr spannende Mördersuche.
Direkt auf den ersten Seiten werden Ermittler und Leser mit einer toten jungen Frau konfrontiert: In einem durchgestylten Penthouse am Karmelitermarkt wird die Leiche von Bloggerin und Instagrammerin Carola Bednar erwürgt gefunden. Die junge Frau, die sich im Netz „Charlène“ nannte, war Organisatorin eines Workshops für schwangere Bloggerinnen und Instagrammerinnen. Während für Vera Rosen Begriffe wie „Babygram“ und „Instastories“ böhmische Dörfer sind, gibt sich Kommissar Ritter nach und nach selbst als aktiver Instagram-User zu erkennen, der aus Instawalks bereits die Instagram-Szene Wiens kennengelernt hat.
Während der Ermittlungen zum Mord an Carola Bednar kommt es zu einem zweiten – nebenbei bemerkt: sehr grausamen und blutigen! – Mord, ebenfalls an einer Instagrammerin und während eines Instawalks. Die Angst macht sich breit unter den Social-Media-Affinen der Stadt: Hat es etwa ein Serienmörder auf Blogger und Instagrammer abgesehen? Wird er bei einer der nächsten Veranstaltungen wieder zuschlagen? Wer steckt hinter der mysteriösen Mordserie? Für Vera Rosen und Moritz Ritter beginnt ein Wettrennen gegen die Uhr… Und das, obwohl beide auch privat momentan viel um die Ohren haben. Vera Rosen trauert um ihren Hund Lucca, den sie einschläfern lassen musste, Moritz Ritter bandelt mit einer Kollegin aus dem Streifendienst an und traut sich nicht, seiner Chefin die Beziehung zu „beichten“…
Nicht nur die Aufklärung der Morde, auch das Privatleben und damit die Entwicklung der Charaktere der Ermittler gestaltet sich also spannend.
Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich während des Lesens allerdings so meine Schwierigkeiten, mich mit der teils doch sehr verschrobenen Vera Rosen und ihren seltsamen Gewohnheiten – dazu gehört, in den Wohnungen der Mordopfer zu übernachten – anzufreunden. Ebenso fehlte mir der Zugang zu den beiden Kollegen „Rauschebart Tepser“ und „Hipster Franz“, was vermutlich daran liegt, dass ich die beiden Vorgänger-Krimis von Lukas Pellmann (noch) nicht kenne. Die Bezeichnung der beiden und die ständige Erwähnung der Zusätze „Rauschebart“ und „Hipster“ scheinen eine Art Insider zu sein – für den Wien-Krimi-Anfänger allerdings doch eher verwirrend.
Charmanter Wiener Schmäh
Aber das sind Kleinigkeiten, denn in seiner Gesamtheit hat mir „Instamord“ wirklich gut gefallen: Die Story ist flüssig geschrieben, vor allem Kommissar Ritter sympathisch und die Handlung überrascht durch die Auflösung des Falls, die – für mich jedenfalls – so nicht vorhersehbar war. Sehr charmant finde ich übrigens das Einflechten von Begriffen aus dem Wiener Dialekt: Was ein „Kasten“ ist, wusste ich Dank Bekannter aus Österreich, aber beim „Kapperl“, das man sich auf den Kopf setzt, musste ich doch sehr schmunzeln. 😉
Das Besondere an Lukas Pellmanns Krimi „Instamord“ ist seine Entstehung: „Instamord“ ist im November 2016 als vierteiliger E-Book-Live-Krimi erschienen. Über den Dachverband „Igersaustria“ hatten alle Instagram-User die Möglichkeit, Teil der Handlung zu werden. Wie schon bei seinen bisherigen Krimis hat Autor Lukas Pellmann seine Leser dazu angeregt, per Whats App, Twitter, Instagram und anderen sozialen Netzwerken Teil sich an der Handlung und der Aufklärung des Falls zu beteiligen. Im Buch hat er auch in der Realität stattgefundene Events wie Instawalks verarbeitet.
Mein Fazit: „Instamord“ ist ein absolut gelungener Fall, der sich mit einem hochaktuellen Thema beschäftigt – und auch ein stückweit zum Nachdenken über den eigenen Umgang mit der Online- und Social-Media-Welt anregt. Das Buch hat mich auf jeden Fall neugierig auf seine beiden Vorgänger gemacht und ich möchte sehr gerne mehr über Vera Rosen und Moritz Ritter erfahren.
Lukas Pellmann: „Instamord“, erschienen im Verlag Text/Rahmen, Hardcover, 296 Seiten, ISBN 978-3-9504343-7-8, 19,90 Euro
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