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Ganz schön gruselig: „Steirerrausch“

Der neunte Fall für Ermittlerin Sandra Mohr geht unter die Haut

Was Krimis und Thriller angeht, bin ich eigentlich nicht leicht zu erschüttern und mag es auch gerne mal nervenaufreibend oder blutig. Wenn allerdings Grusel und Übersinnliches ins Spiel kommen, möchte ich mich am liebsten unter der Bettdecke verkriechen – aber nicht, ohne vorher unterm Bett nach Monstern zu schauen! „Steirerrausch“, der neue Krimi von Claudia Rossbacher, ist spannend, gruselig und nervenaufreibend gleichzeitig – und dabei echt gut. Um es gleich vorwegzunehmen: „Steirerrausch“ ist keine abgedrehte Spuk-Geschichte oder ein Geisterroman, dennoch spielt das Übersinnliche eine Rolle und mich hat es mehr als einmal so richtig gegruselt. Der Krimi ist definitiv keine Bettlektüre für Menschen, die sich Geschriebenes direkt bildlich vorstellen können und die zur Schreckhaftigkeit neigen – genau so jemand bin ich. Normalerweise liebe ich es, abends vorm Einschlafen noch ein paar Seiten zu lesen, aber schon nach den ersten Seiten von „Steirerrausch“ und einigen „Huch!“-Rufen, die den Gatten neben mir aufgeschreckt haben, habe ich die Lektüre lieber bei Tageslicht fortgesetzt…

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Coverabbildung: Gmeiner Verlag

Jetzt aber mal der Reihe nach. Worum geht es eigentlich im neuen Steirer-Krimi und was bereitet mir eine Gänsehaut nach der anderen? Mitten in der Nacht reißt ihr klingelndes Handy Sandra Mohr aus dem Schlaf: Es ist ihr Partner Sascha Bergmann, die beiden wurden zu einem Mordfall in die Südsteiermark gerufen. Sandra, die es nicht ertragen kann, wenn ihr Partner am Steuer sitzt, fährt durch die neblige Nacht. Kurz vor dem Ziel in den Weinbergen in Kitzeck im Sausal bekommt sie den Schreck ihres Lebens: Wie aus dem Nichts taucht ein blasses Mädchen aus dem Nebel auf. Es trägt ein weißes, dünnes Kleid, hat einen blutenden Schnitt an der Kehle. Bis Sandra den Wagen zum Stehen gebracht hat, ist die gespenstische Gestalt auch schon wieder verschwunden. Im Gegensatz zu Sandra, der das Herz bis zum Hals schlägt, hat Bergmann am Handy gedaddelt und rein gar nichts gesehen. Puh, Gänsehaut-Moment Nummer eins…

Bei dem Toten handelt es sich um den Weinbauern Hermann Schneider. Seine Schwiegermutter Agnes Haidegger hat ihn erschossen im Weingartenhaus gefunden und die Polizei gerufen. Völlig aufgelöst hat die alte Frau immer wieder von einer „Jägerstochter“ gesprochen, von einem „bösen Weib, das die Seelen seiner Opfer gefangen hält“. Bei der Spurensicherung am Tatort stoßen die Ermittler und Kriminaltechniker auf die nächste, ebenfalls sehr geheimnisvolle Sache: Auf dem Tisch liegt ein Aufnahmegerät, das den Mord aufgezeichnet hat. Zu hören sind Schritte, Gerumpel, eine Frauenstimme, die „Mama“ zu rufen scheint, Ächzen, Stöhnen und Poltern – den Ermittlern ist es ein Rätsel, was sich in den letzten Augenblicken des Opfers abgespielt haben muss.

In der selben Nacht kommen die zwei Streifenpolizisten, die als erste vor Ort waren, bei einem Autounfall ums Leben. Der nächste Gruselmoment… Und das soll nicht der letzte bleiben. Im Laufe der Ermittlungen werden Sandra Mohr und Sascha Bergmann immer wieder mit einer uralten Spukgeschichte aus der Region konfrontiert: Der „Spuk von Trebian“soll sich im 19. Jahrhundert in der Südsteiermark zugetragen haben…

An genau der Stelle, an der Hermann Schneider jetzt erschossen wurde, habe 1807 ein französischer Soldat seine Angebete und ihren Geliebten erschossen, heißt es. Danach soll es so lange in der Gegend gespukt haben, bis die „Seherin von Waltendorf“ 1927 dem Spuk ein Ende gesetzt haben soll. Die Ermittler sind irritiert. Sollten sie es tatsächlich mit übersinnlichen Phänomenen zu tun haben? Das kann doch eigentlich gar nicht sein – oder ist an dem Spuk etwas Wahres dran?

Wer erschoss den grantigen Weinbauern?

Gleichzeitig finden Sandra und Sascha heraus, dass der Tote alles andere als beliebt war, keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen ist und auch mit seinem Stiefsohn – dem Erben des Weinguts – öfters Streit hatte. Hat dieser am Ende seinen Stiefvater erschossen?

In „Steirerrausch“ verknüpft Claudia Rossbacher den Mordfall aus der Gegenwart immer wieder mit dem Spuk von Trebian und den Aufzeichnungen, die rund um die Seherin „Mutter Silbert“ entstanden sind. Die Beschreibungen der Séancen und Geisterbeschwörungen lesen sich so gruselig, dass ich direkt beim Schreiben jetzt wieder eine Gänsehaut bekomme. Und nicht selten stellt man sich beim Lesen die Frage, ob der Spuk vielleicht doch noch weiterleben könnte…

„Steirerrausch“ ist ein spannender Kriminalfall mit klassischen Krimi-Elementen und einer gehörigen Portion Gruselfaktor. Ich mag Claudia Rossbachers Krimis vom ersten Fall an sehr, muss aber zugeben: Vor dem neuen Krimi war ich skeptisch, da ich nicht auf Übersinnliches und Geistergeschichten stehe. Dadurch, dass die Spuk-Elemente nur von Zeit zu Zeit eingestreut werden und Sascha Bergmann in seiner gewohnt rotzigen Art so gar nichts mit Spuk und Geistern anfangen kann, liest sich „Steirerrausch“ trotz Spuk und Co. dann doch wie ein Krimi.

Fazit: Mir hat’s gefallen – trotz Spukgeschichten und schwebenden Tischen. Sowohl der Fall an sich als auch das Miteinander der Ermittler machen Spaß, lassen sich flüssig lesen und bieten viel Platz für Bilder im Kopf. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf den geplanten Wanderurlaub in der Steiermark und werde mit Sicherheit den einen oder anderen (Tat-)Ort aus den Steirerkrimis wiedererkennen…

Claudia Rossbacher: „Steirerrausch“, Gmeiner Verlag, 282 Seiten, ISBN 978-3-8392-2414-4, 15 Euro (Taschenbuch), 11,99 Euro (eBook)

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