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Kriminelles zum Thema autonomes Fahren: „#CrashTag“

Martin Brückner liefert mit „#CrashTag“ einen rasanten Thriller – nicht nur für Autofans

Wer „#CrashTag“ liest, sollte keine Angst vor Tempo und rasanten Ortswechseln haben: Die Reise für Journalist Fritz Garber von Frankfurt über die Cote d’Azur bis nach Thailand und Vietnam. Das ist mal eine temporeiche Nummer, die dem Leser eine ganze Menge Aufmerksamkeit abverlangt: Ein Reporter, der einer heißen Story auf der Spur ist, neue Technologien, schnelle Luxusautos, die Oldtimerfans zum Strahlen bringen und eine wilde Jagd (fast) rund um den Globus – es geht also zur Sache.

Dreh- und Angelpunkt des Thrillers ist Fritz Garber, ehemals Reporterlegende, jetzt in Gefahr, von seinen jüngeren Kollegen überholt zu werden. Fritz, selbst Autonarr, wittert die ganz große Geschichte, nachdem es zu einer Serie von tödlichen Unfällen mit Luxusautos kommt. Er ist Fan der Seite crahstag, auf der reißerische Fotos von Unfällen mit schnellen Flitzern hochgeladen werden. Der neueste Schocker ist Unternehmer Sebastian Wirth, Chef einer Firma, die in Technologie für autonomes Fahren macht, mit seinem Porsche 911 Carrera RS an der Cote d’Azur tödlich verunglückt (die Schilderung des geschrotteten Porsches verursachte mir eine Gänsehaut: Der „alte“ 911er ist mein Traumauto…).

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Fritz sieht die Bilder des Unglücksporsche auf #chrashtag – und noch etwas anderes: Das Unfallauto soll vom Frankfurter Autohändler Polanski stammen, der für Tacho-Manipluationen und andere Methoden bekannt ist, um aus Schrottautos wieder Luxusfahrzeuge zu machen. Auch der Reporter wird selbst Teil des Gefüges. Er erfüllt sich seinen Traum und kauft einen Ferrari Dino – der ihm kurz darauf gestohlen und in Los Angeles ebenfalls in einen ominösen Unfall verwickelt wird. Jetzt ist Fritz‘ Ehrgeiz endgültig geweckt, er wittert seine große Chance, auf seine alten Tage doch noch einmal ein ganz großes Ding aufzudecken.

„#CrashTag“ macht nicht nur Autofans Spaß

„#CrashTag“ spielt übrigens Mitte der 2020er-Jahre: Autonomes Fahren ist inzwischen Standard geworden, autonom fahrenden Autos steht in Frankfurt sogar eine eigene Fahrspur zur Verfügung. Überhaupt haben Autos im Thriller einen hohen Stellenwert – wer also mit diesem Thema so gar nichts anfangen kann, ist mit „#CrashTag“ nicht gut beraten. Ein wenig Interesse für dieses Thema sollte schon vorhanden sein, um der Handlung folgen zu können.

Neben Fritz ist auch seine junge Kollegin Marie mit von der Partie. Sie schwört auf Teamwork, doch Fritz macht – wie immer – auf einsamer Wolf und stürzt sich allein in die Recherche. Diese führt ihn von Frankfurt aus nach Asien und weil Fritz sich in die schöne Gloria verguckt, kommt auch noch ein Hauch Lovestory (die tragisch enden soll…) mit in die Story. Fritz begibt sich während seiner Recherchen in Asien in Gefahr und bangt schon bald um sein Leben.

„#CrashTag“ ist ein außergewöhnliches Buch mit einer außergewöhnlichen Story. Ich muss zugeben, dass ich es anfangs zwei-, dreimal wieder aus der Hand gelegt habe, weil ich mir nicht sicher war, ob wir uns anfreunden können. Meine Neugierde hat aber schließlich gesiegt und dafür gesorgt, dass ich es doch weitergelesen habe.

Außergewöhnlich ist auch, dass der Thriller komplett ohne Ermittler auskommt. Fritz und seine Kollegin Marie stehen im Zentrum des Geschehens. Dabei macht Autor Martin Brückner aus dem Reporter einen herrlich schrulligen Typen: Saufen, auf alte Technik setzend und ein Leben als lonesome Cowboy führend ist Fritz das, was man sich unter dem Klischee-Reportes vorstellt. Dazu führt er in Gedanken lange Gespräche mit seinem Idol Steve McQueen – ich habe mich köstlich amüsiert.

Ein bisschen schade sind bei allem Lesespaß allerdings zwei Dinge: Zum einen verliert das Buch nach einem spannenden Einstieg in der Mitte dann einiges an Spannung und zieht sich ein wenig, zum anderen fallen einige Logikfehler auf. Während die ominöse Asiatin, in die sich Firtz verguckt, im Klappentext „Grace“, im Innenteil wird sie plötzlich zu „Gloria“. Nichtsdestotrotz bleibt „#CrashTag“ ein packender Thriller, der sich flüssig lesen lässt und der dem Leser eine Ahnung von Wirtschaftskriminalität und Machtstrukturen vermittelt.

Martin Brückner. „#CrashTag“, edition MaVik im Selbstverlag, 408 Seiten, ISBN:  978-3-9821026-3-4, 7,99 Euro (Printausgabe)

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