Bayerischer Provinzkrimi mit viel Charme und einem toten Baulöwen
In seinem zweiten Fall muss Kommissar Constantin Tischler den Mord an einem Bauunternehmer aufklären. Der Fall führt ihn selbst auch zurück in die eigene Vergangenheit im Internat. Nachdem ich den ersten Band der Tischler-Reihe als Hörbuch im Auto gehört hatte, war ich neugierig auf den neuen Fall von Friedrich Kalpenstein. Diesmal in der Taschenbuch-Version. Im Zentrum der Krimis steht Hauptkommissar Constantin Tischler, der vor einer Weile die Leitung der Dienststelle in Brunngries übernommen hat. Zu seinem Team gehören Sekretärin Luise, der noch bei Mutti lebende und mit seinem Trachtenjanker verwachsene Polizeiobermeister Felix Fink sowie die beiden Polizeimeister Robert und Miriam.
Während Tischler mit Fink und Luise an einem Montagmorgen noch über Urlaubspläne diskutiert, kommt die Info über einen Toten herein. Der erfolgreiche Bauunternehmer Ludwig Holzinger ist von seiner Haushälterin tot in der Badewanne gefunden. Zuerst sieht alles danach aus, als sei er betrunken in die Wanne gestiegen und dann an einem Herzinfarkt gestorben. Kommt ja schonmal vor bei einem Lebenmann wie dem „Wiggerl“, der gerne mal einen über den Durst getrunken hatte und nicht der Sportlichste war.
In der Gerichtmedizin kommt dann allerdings heraus, dass der Baulöwe kerngesund war und eindeutig ertrunken ist. In seiner Lunge wurde Chlorwasser gefunden – und dass er in seiner Badewanne mit gechlortem Wasser gebadet hat, ist wohl eher unwahrscheinlich… Constantin Tischler und sein Team machen sich an die Arbeit und ermitteln.
Wer könnte ein Interesse gehabt haben, Ludwig Holzinger umzubringen? Steckt sein Bruder dahinter, der mit seiner Frau die eher mies laufende Pension „Bergblick“ betreibt? War es einer der Stammtischbrüder? Vielleicht einer der Handwerker auf der Baustelle des umstrittenen Chaletdorfes am Ortsrand von Brunngries? Oder am Ende Holzingers Halbschwester, die auf der Fraueninsel eine kleine Töpferei hat?
Nach und nach bringt Friedrich Kalpenstein eine ganze Menge möglicher Täter und Täterinnen ins Spiel. Man überlegt selbst, wer einen Vorteil vom Tod des Bauunternehmers gehabt hätte. Hinzu kommt, dass Kommissar Tischler entdeckt, dass Holzinger auf demselben Internat war, das auch er als Kind und Jugendlicher besucht hat. Die Ermittlungen führen ihn schließlich auch zurück in die eigene Vergangenheit.
Ich sag’s, wie es ist: Ich mag den Constantin. Der smarte Hauptkommissar hat die Großstadt München mit dem Dorf am Chiemsee getauscht, liebt das Segeln und hat eine Leidenschaft für guten Kaffee. Außerdem fährt er einen Jaguar-Oldtimer und sieht blendend aus und die Dackeldame des Förster fährt voll auf ihn ab – so einen Kerl muss man einfach sympathisch finden. Schon im ersten Band mochte ich ihn und in „Prost, auf die Erben“ hat sich dieser Eindruck noch einmal verstärkt.
„Prost, auf die Erben“ ist kein reißerischer Krimi mit brutalen Szenen, sondern vielmehr ein sehr gemütlich zu lesender Provinzkrimi, bei dem man spontan Lust auf ein Leberkäsebrötchen und ein großes Bier bekommt. Sekretärin Luise und Felix Fink sind herrlich schrullig und bringen Tischler ab und an zur Weißglut. Der Kommissar selbst hat ein interessantes Privatleben, in dem er einen Langzeit-Flirt mit Chirurgin Britta führt. Seine Zeit im Internat scheint ein für ihn düsteres Geheimnis zu bergen, das aber auch in Band 2 (noch) nicht aufgeklärt wird. Vielleicht erfährt man ja im nächsten Teil mehr?
Mein Fazit: „Prost, auf die Erben“ macht Spaß, überzeugt mich mit seinem sehr sympathischen Ermittler. Das Buch ist die perfekte Lektüre für einen gemütlichen Nachmittag auf der Terrasse. Nichtsdestotrotz ist der Fall äußerst spannend und bringt eine überraschende Aufklärung mit sich.
Friedrich Kalpenstein: „Prost, auf die Erben“, Edition M, 365 Seiten, ISBN: 978-2496704235, 9,99 Euro (Taschenbuch), 4,49 Euro (eBook)