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„In ewiger Freundschaft“: Wenn die Vergangenheit nicht schläft

Nele Neuhaus lässt ihr Ermittlerteam tief in die Vergangenheit und in die Verlagswelt eintauchen

Seit zehn Jahren klären Pia Sander und Oliver von Bodenstein Morde im Taunus auf. In ihrem neuesten Fall „In ewiger Freundschaft“ sind es gleich zwei Leichen, mit den denen es das Ermittlerduo zu tun bekommt.

Um es direkt vorwegzunehmen: In „In ewiger Freundschaft“ ist viel los: Es gilt, jede Menge Personen, jede Menge Verflechtungen, jede Menge Geschichten und Ereignisse und nicht zuletzt auch die regelmäßigen Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit im Blick zu behalten. Denn zum zehnjährigen Jubiläum ihrer „Taunuskrimi“-Reihe hat Nele Neuhaus alles an Stoff auf 528 Seiten gepackt, was ging. Und es macht riesigen Spaß, in die Geschichte und die Geschichten einzutauchen!

Worum geht’s im neuen Krimi? Alles beginnt mit einer vermissten Frau. Heike Wersch, die ehemalige Programmleiterin und Star-Lektorin des frankfurter Winterscheid-Verlags, ist verschwunden. In ihrem Haus finden Pia Sander und Oliver von Bodenstein jedoch keine Leiche, sondern den dementen Vater der Vermissten. Sie hatte ihn versteckt im Obergeschoss untergebracht. Neben dem alten Mann finden die Ermittler allerdings auch Blutspuren in der Küche. Es scheint, als sei Heike Wersch Opfer eines Verbrechens geworden zu sein…

Die Leiche der Vermissten wird kurz darauf im Wald entdeckt. Fast gleichzeitig hat Alexander Roth, der Nachfolger der ehemaligen Programmleiterin Heike Wersch, einen Fahrradunfall und stirbt schließlich im Krankenhaus. Zwei Mitarbeiter des tradtionsreichen Frankfurter Verlagshauses sterben so kurz hintereinander? Kann das Zufall sein?

Im Laufe der Ermittlungen finden Pia und Oliver heraus, dass Heike Wersch nach 30 Jahren gefeuert wurde, weil sie ihren eigenen Verlag gründen wollte. Außerdem soll sie den Bestseller-Autor des Verlags, Severin Velten, beschuldigt haben, angeblich ein Plagiat verfasst zu haben. Hat Velten seine ehemalige Lektorin aus Rache umgebracht? Und warum musste Roth ebenfalls sterben? Die Ermittler tauchen tiefer und tiefer in die Abläufe des Verlags ein. Damit stoßen sie auch auf ein Netzwerk von angeblichen Freunden, das seit 30 Jahren ein Geheimnis unter Verschluss hält.

„In ewiger Freundschaft“: Krimivergnügen für lange Wintertage

Die Familiengeschichte der Winterscheids führt Pia und Oliver letztendlich auf die entscheidende Spur. Und für den jungen Verleger Carl Winterscheid bricht eine Welt zusammen – nicht nur sein Vater Henri Winterscheid hat einiges vor seinem Sohn verborgen.

Machenschaften im Verlag, verhängninsvolle Liebesbeziehungen und eine Familiengeschichte, die an Tragik nicht mehr bieten könnte: „In ewiger Freundschaft“ hat all das zu bieten. Auch die privaten „Nebenschauplätze“ der Ermittler Pia Sander und Oliver von Bodenstein kommen im neuesten Fall nicht zu kurz.

Was ich wirklich sehr gelungen finde, ist Pias Ex-Mann und Gerichtsmediziner Henning Kirchhoff. Der Professor ist nämlich selbst unter die Krimiautoren gegangen und seine Bücher werden – Überraschung – bei Winterscheid verlegt. Die Vorbilder für seine Ermittler sind Pia und Oliver – und die Titel seiner Bücher tragen die Titel der „Taunuskrimis“ von Nele Neuhaus. Ich stehe ja auf solche Spielereien und Anspielungen und freu mich, auch in künftigen Büchern davon mehr zu lesen.

Auch das Privatleben von Oliver von Bodenstein, vor allem seine so gut wie zerstörte Ehe mit Karoline, spielt natürlich eine Rolle im Buch. Privates und Hintergründe über die Charaktere zu erfahren, ist für mich immer sehr wichtig bei Krimis. Das verleiht den Figuren ihre Persönlichkeit und eine menschliche, eben private, Seite.

Auf der Suche nach dem Mörder von Heike Wersch und Alexander Roth verfolgen Pia Sander und Oliver von Bodenstein mehrere Spuren. Natürlich verrate ich Euch nicht, wer die Morde begangen hat. Was ich verraten kann, ist, dass die Spurensuche bis nach Frankreich führen und nicht nur eine Überraschung zu bieten haben.

Wenn Ihr also Lust auf einen echten Wälzer, einen spannenden Fall und tiefe Einblicke in die Literatur- und Verlagswelt habt, werdet Ihr mit „In ewiger Freundschaft“ richtig viel Spaß haben. Das Buch ist die perfekte Lektüre für lange, graue Wintertage, die man am liebsten gemütlich lesend auf der Couch verbringen möchte.

Nele Neuhaus: „In ewiger Freundschaft“, Ullstein, 528 Seiten, ISBN: 978-3-550-08104-0, 24,99 Euro (Hardcover), 17,99 Euro (eBook)

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