An der Grenze zwischen Tirol und Bayern bieten sich tolle Aus- und Einblicke in die Entenlochklamm bei Kössen. Nervenkitzel bei Höhenangst inklusive!
Hier regnet es schon seit heute Nacht, mal mehr mal weniger. Mal dickere Tropfen, dann „fusselt“ – nieselt – es wieder nur ganz fies. Eigentlich wollten wir heute eine Runde im Burgwald wandern, das fällt aber flach. Stattdessen stelle ich Euch eine nette, kleine Tour in den Chiemgauer Alpen vor: den Hängebrücken-Rundweg in der Entenlochklamm.
krimiundkeks war im Oktober ja im Chiemgau unterwegs. Dummerweise hatten wir nur ein paar Tage vor Abfahrt Corona hinter uns gebracht – also bye bye Gipfeltouren und lange Wanderungen. Weil wir aber trotzdem nicht nur faulenzen, sondern auch was sehen und erleben wollten, haben wir uns kleine Touren ausgesucht.
Ein echtes Highlight versteckt sich knapp hinter der Grenze zu Österreich, bei Kössen in Tirol. Von unserem Hotel in Gstadt brauchten wir ungefähr eine Dreiviertelstunde für die knapp 40 Kilometer lange Strecke. Was das Highlight ist? Die Entenlochklamm. Dort hat sich die Tiroler Ache den Weg durch die Berge gebahnt und das Wasser hat diese wunderschöne Klamm erschaffen.
Die Entenlochklamm verläuft zwischen Kössen in Tirol und Schleching in Bayern. Wer eine längere Tour laufen möchte, kann sich den Schmugglerweg vornehmen. Dieser startet in Kössen und ist rund acht Kilometer lang. Wir haben uns für die kurze Variante, den Hängebrücken-Rundweg, entschieden. Dieser startet auf dem „Bärenparkplatz“ an der Klobensteinstraße nach Österreich. Neben einer Bushaltestelle haben wir geparkt, sind dann zu Fuß über die Grenze gelaufen und direkt nach dem Grenzstein führen Stufen hinunter in die Entenlochklamm.
Erst Wallfahrtskirche, dann Entenlochklamm
Was nach einem Mini-Spaziergang klingt, hat sich für mich als mittleres Abenteuer herausgestellt. Warum? Weil es gleich über zwei Hängebrücken geht und ich leider sehr ausgeprägte Höhenangst habe. Jetzt hatte ich den Weg allerdings selbst rausgesucht und mir gesagt, dass das völlig harmlos ist. Zwei Brücken, was soll schon dabei sein? Außerdem hat schon im letzten Jahr mein Jahresmotto für 2023 begonnen: einfach mal mutig sein. Ich stand bereits im April 2022 auf der Viktoriasicht an der Kreideküste auf Rügen und war im Juli mit meinen Kollegen im Kletterwald. So what, das bisschen Hängebrücke konnte kommen…
Ok, zurück zur kleinen Wanderung. Wir sind im Uhrzeigersinn auf dem Rundweg durch die Entenlochklamm gelaufen und zuerst über ein paar Stufen zum ersten Stop auf dem Weg gelangt: die Wallfahrtskirche Maria Klobenstein, die auch Mariahilfkapelle genannt wird. Klar, dass wir erstmal einen Blick in die kleine Kirche werfen mussten.
Seit 1700 gibt es die kleine Kapelle unterhalb der Kirche, die Kirche wurde 1733 erbaut. Der Klobenstein ist übrigens ein großer Felsblock aus Kalkstein, der in der Mitte gespalten ist. Wer als Paar durch diesen Spalt geht, soll bis zum Lebensende zusammen bleiben. Ich sage mal so: Unsere Chancen stehen nicht schlecht. 😉
Weiter ging es in Richtung Wasser. Als wir am Chiemsee losgefahren waren, war der Himmel noch grau und es nieselte leicht. Zum Start unserer Wanderrunde kam dann die Sonne heraus und wir hatten herrliche Aussichten auf das bunt gefärbte Herbstlaub im Wald links und rechts der Klamm. Die bunten Blätter und das milchig-türkisblaue Wasser der Ache, dazu blauer Himmer – einfach wunderschön! Auf der Ache kann man übrigens Rafting-Touren machen. Als wir von oben die ersten Blicke auf den Fluss warfen, fuhr auch direkt ein Schlauchboot mit sehr fröhlichen Menschen vorbei. Das würde mir auch mal Spaß machen…
Der Weg führt direkt ans Ufer der Ache. Auf dem breiten Kiesstrand kann man eine Pause einlegen und im Sommer ist es bestimmt super erfrischend, die Schuhe auszuziehen und die Füße im kalten Wasser abzukühlen. Ich habe beim Fotografieren mal mit den Händen einen Temperatur-Check gemacht: Jo, frisch. Nach dem Fotostopp nahmen wir die erste der beiden Hängebrücken in Angriff. Zum Glück die niedrigere von beiden…
Die etwa acht Meter hohe Brücke schwankt nur leicht und war für mich kein Problem. Ich konnte sogar die Aussicht auf den Fluss und die Schlucht genießen. Nach der Brücke führt der Rundweg bergauf. An den Hängen wächst Farn, kleine Mini-Wasserfälle fließen durch den Wald und man hat immer wieder tolle Blicke auf die Klamm. Ein bisschen Kraxelei ist auch dabei und Ihr solltet auf jeden Fall Wanderschuhe anziehen, denn der Weg ist ab und an mal rutschig und führt über steinige Abschnitte.
Um zurück auf die andere Seite zu gelangen, führt der Weg dann über die zweite, ungleich höhere Hängebrücke. Diese ist noch relativ neu und wurde im Mai 2021 eingeweiht. Höhe: 28 Meter. Hoch. Sehr hoch. Die Aussicht nach links in Richtung Bayern über den Fluss und durch die Entenlochklamm ist atemberaubend schön. Mit zittrigen Knien habe ich erstmal eine Bedenkpause eingelegt, während Herr krimiundkeks sich vor Lachen kaum noch eingekriegt hat. Haha…
Irgendwann hat mich dann doch die Abenteuerlust gepackt und ich habe einen Fuß auf das wackelige Ding gesetzt. Dann noch einen und in der Mitte konnte ich sogar das Geländer loslassen. Ha! Einen Blick von der Brücke in die Klamm habe ich dann auch noch riskiert, tolle Aussicht. Hinter der Brücke erklärt eine Tafel, was es mit den „Gletschermühlen“ in der Klamm auf sich hat. Diese hat das schmelzende Gletscherwasser ins Gestein gefräst.
Zum Abschluss haben wir uns noch ein alkoholfreies Weißbier im Gasthaus Klobenstein direkt unterhalb der Wallfahrtskirche gegönnt. Die kleine Tour macht wirklich großen Spaß und ich bin froh, dass wir die Entenlochklamm gesehen haben – ein kleines Naturwunder, das für großen Nervenkitzel sorgen kann. Sehr wahrscheinlich würde ich beim nächsten Mal den Schmugglerweg insgesamt laufen und noch eine der angrenzenden Almen besuchen. Gerne im frühen Herbst, wenn es noch warm ist, aber die ersten Blätter schon bunt sind.