Der neue Tegernsee-Krimi von Andreas Föhr
In seinem neuen Fall „Totholz“ lässt es Andreas Föhr nicht nur explosiv werden, er packt auch Mörderisches aus der Vergangenheit aus und gönnt seinem Kommissar eine Romanze.
Es gibt einen neuen Fall für einen meiner absoluten Lieblings-Ermittler: „Totholz“ lautet der Titel des neuen Krimis von Andreas Föhr und seinem Kommissar Clemens Wallner. Und was für ein witziger Zufall, dass ich den Tegernsee-Krimi im Juni mit an den Tegernsee genommen habe. 😉 Dort sind wir zur Alpenüberquerung gestartet und an einigen Schauplätzen des Krimis vorbeigekommen: Die Mangfall, die Orte Gmund und Bad Wiessee… Nur in der legendären und verruchten „Mangfall-Mühle“ sind wir nicht eingekehrt.
Worum geht’s in „Totholz“? Es geht direkt mal explosiv los. Der herrliche schräge Polizist Leo Kreuthner, seines Zeichens passionierter Schwarzbrenner und überhaupt immer hart am Rande der Legalität unterwegs, will seiner Schwarzbrennerei-Konkurrentin Pippa ordentlich eins auswischen. Mit Hilfe von Schrottplatzchef Johann Lintinger und Manfred, dem 93-jährigen Opa von Kommissar Wallner und ehemaligem Kanonier, schießt er mit einer historischen Kanone auf Pippas Brennerei. Knaller-Einstieg, oder?

Pippa hingegen macht eher unfreiwillig eine Zeugenaussage bei Kommissar Wallner, weil sie verdächtigt wird, bei einem Einbruch mehrere Hunderttausend Euro Bargeld gestohlen zu haben. Weil auch sie es faustdick hinter den Ohren hat, überredet sie Wallner zu einem Deal. Sie verrät ihm, wo im Wald eine Leiche vergraben wurde, weil sie angeblich einen Mord beobachtet haben will. Wallner lässt graben – und stößt tatsächlich auf eine männliche Leiche!
Unterdessen verschwindet Zeugin Pippa dummerweise spurlos. Chaos-Polizist Kreuthner macht gemeinsame Sache mit dem Staatsanwalt und will Pippas angebliche Entführer in eine Falle locken. Währenddessen stoßen Wallner und seine Kripo-Kolleginnen und -Kollegen bei ihren Ermittlungen im Fall des Toten im Wald auf sehr merkwürdige Menschen. Diese sind nicht wirklich gesprächsbereit, aber Wallner vermutet, dass sie sehr wohl sehr viel Interessantes zu sagen haben könnten. Jeder und jede von ihnen scheint ein düsteres Geheimnis zu haben – vielleicht sogar dasselbe?
Was soll ich sagen? Auch mit seinem inzwischen 11. Tegernsee-Krimi „Totholz“ hat Andreas Föhr einen echten Volltreffer gelandet. Ich mag den ruhigen, besonnenen und mitunter melancholisch wirkenden Kommissar Wallner einfach total gerne. In Leo Kreuthner hat er den perfekten Gegenpart. Und Opa Manfred ist sowieso längst eine Kultfigur in Föhrs Krimis geworden. Im neuen Krimi gönnt der Autor dem Ermittler sogar eine heiße Liebesnacht und – wer weiß – eventuell ja sogar auch etwas mehr…
Was ich außerdem sehr mochte, waren die Szenen, in denen die Zusammenarbeit des Kripo-Teams die Hauptrolle spielen. Erfolge, kleine Streitereien und immer wieder auch der Generationenkonflikt zwischen dem Ü50er Wallner und seiner jungen Kollegin Toni – alles, was man selbst aus dem Job-Alltag auch kennt. Aalglatt ist in „Totholz“ ganz sicher niemand – und das ist auch super so.
Das Buch bringt neben einer richtig gut gesponnenen und verwobenen Handlung jede Menge (schwarzen) Humor und sehr lebendige Figuren mit. Auch Lokalkolorit kommt nicht zu kurz. „Totholz“ ist eine wunderbare Urlaubslektüre, auch, wenn die Reise Euch nicht an den Tegernsee führt.
Andreas Föhr: „Totholz“, Droemer Knaur, 384 Seiten, ISBN: 978-3-426-22668-1, 16,99 Euro (Paperback), 14,99 Euro (eBook).